Das Kind in Ehrfurcht empfangen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen
Rudolf Steiner
Inhaltsübersicht
Unser Kindergarten
Biographie des Kindergartens
Die Geschichte des Waldorfkindergartens Kaiserslautern begann 1983 mit einem Lesekreis, der sich mit der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie Rudolf Steiners beschäftigte. Bald entstand der Wunsch, eine Waldorfschule zu gründen. Zuvor sollte jedoch ein Waldorfkindergarten entstehen.
1984 wurde der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik gegründet und das Gelände, auf dem der Kindergarten entstehen sollte, gepachtet. Im Oktober 1985 wurde der Grundstein gelegt und im Dezember Richtfest gefeiert. Im April 1986 wurde der zunächst zweigruppige Kindergarten eröffnet. Die Gruppen wuchsen stetig an, und im Sommer 1987 besuchten 40 Kinder den Kindergarten. Bereits 1990 konnte eine dritte Gruppe eröffnet werden. Im selben Jahr wurde unser Kindergarten von der Stadt Kaiserslautern als Bedarfskindergarten anerkannt.
1995 konnte die dritte Gruppe des Kindergartens aufgrund mangelnder Anmeldezahlen nicht mehr aufrechterhalten werden. 1997 wurde der Kindergarten durch Brandstiftung erheblich zerstört. Dach und Innenausbau mussten komplett erneuert und wiederaufgebaut werden. Die Kinder, Eltern und Erzieherinnen standen nun vor großen Schwierigkeiten. Die Wiederaufbauarbeiten benötigten einen längeren Zeitraum, so dass für den Kindergartenbetrieb eine Übergangslösung notwendig wurde. Eine Gruppe wurde in Otterberg an der Waldorfschule im Pavillon aufgenommen. Eine andere Gruppe konnte in einen freien Gruppenraum einer Kindertagesstätte in Kaiserslautern einziehen. In dieser Zeit entstand in der Otterberger Kindergartengruppe aufgrund des Bedarfs verschiedener Eltern eine Nachmittagsgruppe bis 15.00 Uhr. Während der Sommerferien 1998 konnten beide Gruppen in den renovierten Kindergarten einziehen. Die Betreuungszeit der Nachmittagsgruppe wurde auf 16.30 Uhr erweitert.
Seit Sommer 2003 werden Kinder ab 2 Jahren in unserem Kindergarten betreut. 2019 wurde wieder gebaut. Zum Kindergartenjahr 2019/2020 erfolgten eine Ausweitung der Ganztagsplätze sowie eine Erweiterung der Kleinkindplätze. Die Krippengruppe des Waldorfkindergartens Kaiserlautern wird nun von 10 Kindern im Alter von 1 und 2 Jahren besucht. In der Hollerbuschgruppe und der Zwergenstube werden jeweils 18 Kindergartenkinder betreut.
Räumlichkeiten
Der Kindergarten liegt am Rande der Stadt Kaiserslautern in einem ruhigen Wohngebiet. Er besitzt drei Gruppenräume. Jede Gruppe hat ihren eigenen Waschraum, Flur mit Garderobe und einen eigenen Gartenbereich. Es gibt zwei Schlafräume, einen für den Ganztagsbereich und einen für die Kleinkindgruppe. Weiterhin sind vorhanden: Abstellräume, Büro, Küche, Toiletten und Heizraum.
Kindergartenbeitrag und Kostenregelung
Der Kindergarten erhält Bezuschussungen der Jugendämter zu einem Teil der Personal-und Sachkosten. Die Eltern zahlen einen Familienbeitrag entsprechend der Beitragsordnung, sowie Essengeld und einen zusätzlichen Beitrag für Ganztagsbetreuung sowie Betreuung in der Krippengruppe. Für Kinder unter 2 Jahren fallen zusätzlich Beiträge an, die von der Stadt Kaiserslautern festgelegt werden.
Einmalig bei Aufnahme des ersten Kindes in eine Einrichtung des Vereins zur Förderung der Waldorfpädagogik Kaiserslautern e.V. zahlen die Eltern ein Baugeld in Höhe von 2 Monatsraten des Familienbeitrages. Zusätzlich werden bei Aufnahme eines jeden Kindes 80,00 € Aufnahmegebühr fällig.
Öffnungszeiten
Der Kindergarten hat geöffnet:
Montag bis Donnerstag von 7.30-16.30 Uhr
Freitag von 7.30-15.00 Uhr
Die Kinder, die nicht am Mittagsessen teilnehmen werden um 12.15 Uhr abgeholt.
Die zweite Abholzeit ist von 13.00-13.30 Uhr.
Ab 14.30 Uhr können die Kinder fortlaufend bis 16.30 Uhr abgeholt werden.
Die Ferien des Kindergartens lehnen sich an die Schulferien an:
Sommerferien: 4 Wochen geschlossen
Weihnachtsferien: wie Schulferien
Osterferien:1 Woche geschlossen
In den restlichen Ferienwochen werden Bedarfsgruppen angeboten.
Personelle Besetzung
Im Kindergarten sind 7 Erzieher, 2 Hauswirtschaftskräfte und ein FSJ beschäftigt. 2 ErzieherInnen arbeiten im Kleinkindbereich, 5 ErzieherInnen sind im Regel-und Ganztagsbereich tätig
Der Tagesablauf im Kindergarten
Der Vormittag
Ab 7.30 Uhr treffen die Kinder im Kindergarten ein. Damit die Kinder den ganzen Tagesablauf erleben können, sollten sie bis 8.30 Uhr im Kindergarten sein. Jedes Kind hat an der Garderobe seinen eigenen Platz. Wenn die Kinder in den Gruppenraum kommen, werden sie von den Erzieher/innen begrüßt.
Der Kindergartentag beginnt mit dem Freispiel. Es gibt Puppenhäuser, eine Bauecke, einen Maltisch und die Küche, in der gemeinsam mit den Kindern das Frühstück zubereitet wird. Die Spielsachen sind aus Naturmaterialien, vielseitig verwendbar und somit phantasieanregend und fördernd. Während der Freispielphase geht der Erwachsene seiner Arbeit nach: Frühstückszubereitung, Raumpflege, Spielzeugherstellung und Reparatur, sowie den jahreszeitlichen Festvorbereitungen. Die Kinder können bei allen Aktivitäten mithelfen. An bestimmten Tagen werden künstlerische Aktivitäten wie Aquarellmalen, Kneten und Eurythmie angeboten.
Das gemeinsame Aufräumen gegen 9.30 Uhr beendet das Freispiel. Die Kinder gehen in den Waschraum zum Toilettengang und Hände waschen. Dann treffen sich die Kinder im Morgenkreis. Hier werden Fingerspiele, Kreisspiele, Lieder der Jahreszeit entsprechend gesungen und gespielt. Danach findet das gemeinsame Frühstück statt, welches mit einem Tischgebet beginnt. Jeder Tag hat sein spezielles Frühstück, das sich von Woche zu Woche wiederholt.
Zum zweiten Freispiel gehen alle in den Garten oder machen einen Spaziergang. Während des Spieles im Freien erleben die Kinder die Abläufe der Natur. Den Garten, in dem wir Blumen und Kräuter anpflanzen, pflegen wir gemeinsam mit den Kindern. Gegen 12.00 Uhr wird aufgeräumt und die Kinder gehen zum Mittagstisch. Unser vegetarisches Essen wird täglich frisch zubereitet.
Der Nachmittag
Das gemeinsame Mittagessen endet um 13.00 Uhr. Für die kleineren Kinder beginnt nun die Ruhezeit im Schlafraum, welche gegen 14.30 Uhr endet. Die größeren Kinder beider Gruppen treffen sich zum Freispiel im Garten.
Später werden im Gruppenraum verschiedene Aktivitäten angeboten: Märchen, Kreis-und Bewegungsspiele, Gesellschaftsspiele, malen und basteln. Um 15.30 Uhr wird ein Nachmittagsimbiss angeboten. Mit dem freien Spiel endet der Kindergarten, bis er um 16.30 Uhr schließt.
Die Kleinkindgruppe
In der Kleinkindgruppe werden 10 Kinder ab 18 Monate von 2 ErzieherInnen und einem FSJ-ler betreut. Die Kleinkindgruppe verfügt über einen Gruppenraum mit integrierter Küche, einem Schlafraum sowie einem Bad mit Wickelbereich. Im Gruppenbereich gibt es zwei kleine Puppen-und Spielecken, eine Bauecke sowie ein Kletterelement.
Der Tag beginnt in der Kleinkindgruppe um 8.00 Uhr. Das erste Freispiel findet bis 9.00 Uhr statt. Die Kinder können bauen, malen usw. und bei der Frühstückszubereitung mithelfen. Nach dem gemeinsamen Aufräumen treffen sich alle im Morgenkreis zum Singen und Tanzen. Danach gehen die Kinder ins Bad, werden gewickelt oder gehen auf die Toilette. Anschließend nehmen sie gemeinsam ihr Frühstück ein. Nach einer weiteren Freispielzeit gehen die Kinder um 11.00 Uhr hinaus in den Garten. Um 12.00 Uhr findet das gemeinsame Mittagessen statt. Von 12.30-14.30 Uhr gehen die Kinder schlafen. Für die Kleinkindgruppe endet der Tag um 15.00 Uhr. Bei weiterem Betreuungsbedarf wechseln die Kinder in die Ganztagsgruppe.
Inhalte unserer pägagogischen Arbeit
Die Entwicklung als Voraussetzung für die Spielentwicklung des Kindes
Die erste Lebensepoche ist ungefähr mit dem dritten Lebensjahr abgeschlossen. Das Kind kann sich nun frei bewegen und durch die Sprache mit der Umwelt in Kontakt treten. Durch das bis zum ca. 4. Lebensjahr noch bildhafte Denken beginnt es die äußere Welt zu „begreifen“. War es in der vergangenen Lebensepoche hauptsächlich der Wille, der das Kind die Tätigkeiten der Menschen aus seinem Umkreis nachahmen ließ, so kommen nun neue Fälligkeiten hinzu: die kindliche Phantasie und das kindliche Gedächtnis.
Nun beginnt sich das Kind von seiner Umgebung zu lösen und sich durch seine Phantasie im Spiel neu mit ihr zu verbinden. So werden Spielsachen verwandelt, zweckentfremdet benutzt und umgestaltet. Voraussetzung ist, das dem Kind Handlungen oder Dinge, wenn auch nur entfernt, im Gedächtnis haften geblieben sind. Durch den Willen des Kindes wird das, was im Gedächtnis und in der Phantasie lebt, in die Tat umgesetzt. Das Spiel des Kindes in diesem Alter wird hauptsächlich von äußeren Anlässen angeregt. So werden oft alltägliche Ereignisse nachgeahmt.
Ein weiteres Merkmal im Spielverhalten dieser Altersgruppe ist, dass die Spielideen ohne sichtbare äußere Zusammenhänge ständig wechseln. So kann es sein, dass ein Kind während des Freispiels in jedem Spielbereich tätig war. Das Spiel der Kinder in diesem Alter verweilt nicht bei einer Tätigkeit, sondern ist ständig von neuen Spielideen geleitet.
Im Alter von ca. 5 Jahren beginnt der dritte große Entwicklungsschritt des ersten Lebensjahrsiebtes. „Die Organbildekräfte werden im rhythmischen System mehr und mehr frei und arbeiten nun vorwiegend im Stoffwechsel-Gliedmassen-Bereich.“(1) Die Kinder werden zunehmend geschickt bis in die Fingerspitzen hinein. Viele Kinder, besonders solche die bis zu diesem Zeitpunkt sehr phantasievoll spielten, machen nun eine zweite Krisenzeit durch. Diese wird durch den Entwicklungswandel, den das Kind nun vollzieht, hervorgerufen.
Die Phantasieeinfälle, die bis zu diesem Zeitpunkt das Spiel des Kindes mitbestimmten, lassen nach und der Wille scheint oft wie gelähmt zu sein. Während dieser Zeit äußern die Kinder oft: „Es ist mir so langweilig.“, „Ich weiß nicht, was ich spielen soll.“. Langsam nur erwachen die Vorstellungsbilder und der Wille des Kindes muss sich mit ihnen verbinden. Die Spielimpulse werden nicht mehr so sehr von äußeren Gegebenheiten (Gegenständen, Spiel anderer Kinder, tätige Erwachsene) angeregt, sondern durch die Entwicklung eines inneren Bildes von dem,was das Kind spielen möchte, Diese Vorstellungsbilder werden durch zurückliegende Ereignisse erzeugt, vom Kind aufgegriffen und im Spiel nacherlebt. Dieses Spiel ist in zunehmenden Maßengeplant. Das Kind spielt ausdauernd und oft über die gesamte Freispielzeit.
Im Laufe des siebten Lebensjahres sind beim Kind große körperliche Veränderungen zu erkennen. Der Rumpf sowie die Gliedmaßen des Kindes beginnen sich zu strecken, der „Babyspeck“ an Bauch sowie an Armen und Beinen verschwindet. Das Kind wird schlanker und bekommt eine Taille. Das Gesicht verändert sich dadurch, dass die Stirn flacher wird und die Linie der Pupillen hinaufrückt, wodurch die Dominanz der Stirn zurücktritt und der gesamte Gesichtsausdruck das kleinkindliche Aussehen verliert. Mit dem Heraustreten der ersten Zähne des bleibenden Gebisses und der Bildung des Zahnschmelzes als härteste Substanz, die vom Körper gebildet wird, ist die organbildende Tätigkeit des Organismus nun beendet. Mit dem Zähwechsel ist die Geburt des individuellen Leibes vollendet und die Kräfte, die das Kind brauchte, um seine Organe auszubilden und zu reifen, stehen ihm nun zum Lernen zur Verfügung. Die Denkkräfte werden frei.
Nun tritt das Kind seelisch in eine neue Phase. Sein Blick wird wach. Der Wunsch, die Welt kennen zu lernen, sowie etwas zu lernen wird zusehends größer. Durch das Freiwerden der Denkkräfte kann das Kind seine Aufmerksamkeit willentlich auf etwas richten. Es ist nicht mehr so leicht durch äußere Gegebenheiten ablenkbar. Auch das Gedächtnis wird frei, und das Kind kann sich ohne äußere Anstöße an zurückliegende Ereignisse erinnern. Auch die Bewegungen des Vorschulkindes verändern sich. Sie werden leichter, tänzerischer und oft hüpfen die Kinder freudig herum.
Sinnesschulung
Durch seine Sinne nimmt der Mensch die Welt wahr. Er erfährt von der Welt und er erfährt von sich selbst im Verhältnis zur Welt. Unsere Sinne sind wie Tore zur Welt. Das kleine Kind erlebt alle Sinneseindrücke viel stärker als der Erwachsene, da es allen Eindrücken, Erlebnissen, Erfahrungen offen und vertrauensvoll hingegeben ist. Daher ist die Qualität der Sinneseindrücke, die wir an das Kind herantragen möchten, von besonders großer Bedeutung. Alle Eindrücke, die das Kind mit seinen Sinnen wahrnimmt, wirken unmittelbar in das Kind hinein. Sie können helfend und stärkend auf die Entwicklung des Kindes wirken.
Im ersten Jahrsiebt, der Zeit der intensivsten Leibes-und Organbildung des Menschen, werden durch eine reiche und gesunde Sinnespflege die kindlichen Organe besser ausdifferenziert und entsprechend gesund entwickelt. Eine Verarmung der Sinnespflege bei Kindern bewirkt andererseits, dass sich das Verhältnis zum eigenen Körper verändert (z.B. Nervosität, Konzentrationsstörungen). Durch eine positive Sinnespflege wird der Mensch insgesamt in seiner Persönlichkeit gestärkt.
Im anthroposophischen Menschenbild kennen wir zwölf Sinne:
untere Sinne: Lebenssinn, Bewegungssinn, Gleichgewichtssinn, Tastsinn
mittlere Sinne: Geruchssinn, Geschmackssinn, Sehsinn, Wärmesinn
obere Sinne: Hörsinn, Wortsinn, Gedankensinn, Ich-Sinn.
Ein gut ausgebildeter Gleichgewichtssinn z.B. entwickelt im Menschen auch ein Gefühl eines inneren Gleichgewichtes, entwickelt ein Gespür für die innere Mitte. Ein gut gepflegter Lebenssinn vermittelt das Gefühl der Liebe und Zufriedenheit und wer sich vielseitig kreativ bewegen konnte, der hat in sich das Gefühl der inneren Freiheit veranlagt. Das gesamte Konzept unseres Waldorfkindergartens, alle Tätigkeiten mit und für die Kinder möchten,die sich noch entwickelnden Sinne der Kinder entfalten, pflegen und stärken. Alles kam in dieser Hinsicht als ein Bemühen um qualitätsvolle und positive Eindrücke für das Kind angeschaut werden: wie z.B. unsere Raum-und Spielmateria4.8.lgestalltung, unsere Singspiele und Reigen, unsere Tätigkeiten, Festgestaltung usw..
Vorbild und Nachahmung
Als Nachahmung bezeichnet die Waldorfpädagogik die Fähigkeit des Kindes sich ganz mit seiner Umgebung und mit den ihm anvertrauten Menschen zu verbinden. Sie ist für das Kind -besonders im Alter von 0 -2,5 Jahren -ein Mittel, etwas zu lernen. Die Nachahmung vollzieht sich unbewusst.
In den ersten Lebensjahren lernt der Mensch am meisten: Gehen, Sprechen und Denken. Durch genaue Beobachtung seiner Umgebung eignet er sich dies durch Nachahmung an. Alles, was vom Kind mit seinen Sinnen aus der Umgebung aufgenommen wird, wirkt auf das Kind: der Mensch mit seinen Tätigkeiten und Gedanken, die Farben, das Spielmaterial, die Einrichtung usw. … . Deshalb ist es für das Kind wichtig, tätige Erwachsene zu erleben, die sinnvolle, notwendige, durchschaubare und durchdachte Tätigkeiten verrichten. Ebenso braucht es Zuwendung, Begegnung, Bewegung, Heiterkeit, Freude und Beziehungen zu Menschen. Sein Lebensraum ist sein Lernraum. Im Spiel vollzieht das Kind die erlebten Tätigkeiten phantasievoll nach, verinnerlicht diese und verarbeitet sie durch Eigenaktivität. Ganz unbewusst eignet es sich so motorische, soziale und gedankliche Fähigkeiten an. Das Kind ahmt aber nicht nur äußere Handlungen nach, es nimmt auch unsere Mitmenschlichkeit, unsere Stimmungen und unser Bemühen um die Dinge wahr, die die Grundlage für sein eigenes verantwortungsvolles und moralisches Handeln bilden.Beim Nachahmen ist das Kind ganz aus dem Willen heraus tätig. SeineHandlungen erfolgen aus einem Sinneseindruck aus seiner Umgebung oder aus körperlichen Vorgängen,wie z.B. Hunger, Durst und Belastungen. Das Kind geht den Weg vom handelnden Wesen, das erst probiert ehe es versteht, zum bewusst handelnden Menschen.
Der Wille des Kindes
Der Wille ist die Kraft, die den Menschen zum Handeln führt und wir gehen davon aus, dass das Kind ganz Willenswesen ist. Die Willenskraft und das Wahrnehmen sind beim Kind enger miteinander verbunden als beim Erwachsenen. Die Wahrnehmung gibt Impulse für die Willensäußerungen. Im Alter von drei bis fünf Jahren entwickelt sich das vorhandene sprunghafte, willkürliche Tun zum zielgerichteten Handeln.Unsere Aufgabe im Kindergarten sehen wir darin, die Willenskräfte der Kinder in sinnvolle Bahnen zu lenken. Die Lust am Tun, die Initiative für etwas und der Mut etwas zu wagen entstehen daraus. Im Erleben von Erfolg und Überwindung von Widerständen, im Mithelfen können, im freien Spiel und Tun und in der Bildung und Pflege von guten Gewohnheiten und Regeln helfen wir dem Kind willenhaft auf die Welt zuzugehen. Dieser Erziehungsauftrag setzt ein hohes Maß an Selbsterziehung beim Erzieher voraus.
Rhythmus und Wiederholung
Rhythmus ist das ordnende Prinzip der Lebensprozesse. In allen lebendigen Vorgängen finden sich Rhythmen: Atmung, Herzschlag, Tag und Nacht, Wechsel der Jahreszeiten. Rhythmus ist die Wiederholung des Ähnlichen –flexibel, niemals starr. Das Kind braucht für seine gesunde Entwicklung Rhythmus und Wiederholung. Es ist eingebunden in den Kreislauf der Natur, der durch den Tag-und Nachtrhythmus und den Wandel der Jahreszeiten erlebbar wird.
Im Waldorfkindergarten Kaiserslautern achten die Erzieherinnen auf einen geregelten Tagesablauf. Der Tag wird gegliedert in einen sinnvollen Wechsel von Aktivität und Ruhe. Elemente wie Freispielphasen im Haus und Garten, Reigen, gemeinsame Mahlzeiten, Morgenkreis und bestimmte hauswirtschaftliche Tätigkeiten kehren in vertrauter Weise wieder. Dadurch werden Eindrücke und Erlebnisse des Kindes vertieft. Gute Gewohnheiten werden angelegt und ausgebildet, seine Willenskräfte gestärkt. Ist das Kind eingebettet in einen wohltuenden Rhythmus fühlt es sich geborgen. Es gewinnt Selbstvertrauen und Vertrauen in seine Umgebung. Äußere Ordnung bewirkt innere Ausgeglichenheit und Harmonie.
Im Kindergarten haben innerhalb einer Woche jeweils an einem bestimmten Wochentag die künstlerischen Aktivitäten ihren Platz (Kneten, Filzen, Malen mit Aquarellfarben, Eurythmie). Zu jedem Wochentag gehört auchein bestimmtes Frühstück, das sich ebenfalls von Woche zu Woche wiederholt. So bekommt die Woche eine Struktur, die dem Kind Sicherheit und eine Orientierungshilfe gibt.
Das Jahr erhält seine zeitliche Ordnung durch die Jahreszeiten, welche die Kinder durch das tägliche Freispiel im Freien wahrnehmen, und die Jahresfeste. Am Wechsel der Jahreszeiten erlebt das Kind die Vorgänge in der Natur in lebendiger und intensiver Weise. In unserem Kindergarten orientieren sich verschiedene Arbeiten, Lieder, Reigenspiele und Geschichten am Jahreslauf. Die Jahresfeste sind Höhepunkte im Kindergartenalltag. Durch die jährliche Wiederholung begegnet das Kind Vertrautem und es lernt unbewusst unterschiedliche Tätigkeiten, Erlebnisse und Stimmungen in den großen Jahresrhythmus einzuordnen.
Jeder Tag hat seinen Rhythmus, jede Woche hat ihren Rhythmus. Der Jahresrhythmus ist gegliedert durch die Feste im Jahreslauf. Ein ganz besonderer Tag ist dabei der Geburtstag des Kindes. So sind Rhythmus und Wiederholung wichtige Bestandteile der pädagogischen Arbeit in unserem Kindergarten. Sie wirken stärkend und stabilisierend auf die Lebenskräfte des Kindes und unterstützen heilsam seine Entwicklung.
Vorschulkinder
Auch im letzten Kindergartenjahr sollen die Kinder die Möglichkeit haben im freien Spiel verweilen zu können und ihre Kräfte und Energien ins Spiel einzubringen. Das soll nicht heißen, dass unsere Vorschulkinder nicht gefordert wären Das Gegenteil ist der Fall.
Sind die Kinder im Vorschulalter angekommen, dann nehmen sie einen besonderen Platz in der Gruppe ein. Dies geschieht nicht durch ein direktes Benennen der neuen Situation, sondern entsteht im Alltag und Gruppengefüge ganz natürlich. Die großen Kinder übernehmen andere Aufgaben, stehen den jüngeren Kindern helfend zur Seite, werden von diesen nun mit anderen Augen gesehen. Und auch die „Großen“ sehen nun etliches mit anderen Augen.
Oft werden selbstständig andere Tätigkeiten eingefordert, ansonsten stellen wir auch „anspruchsvollere“ Tätigkeiten bereit, die die jüngeren Kinder evtl. noch nicht bewerkstelligen können. Häufig sind die Vorschulkinder nun geschickter beim Umgang mit den Handarbeitsmaterialien oder fähig bei den Holz-oder Schnitzarbeiten komplexere Dinge zu erschaffen. Das soziale Miteinander schulen die Kinder in dieser Zeit meist automatisch noch ein Stück weit mehr, d.h. das Gespür für einander wird gestärkt. Die Kinder beginnen, auf ihre Umwelt ein wenig kritischer zu schauen.
Es werden im Alltag immer wieder Situationen geschafften, die es den Kindern ermöglichen, einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn zu entwickeln. Sie führen gezielt mit den Händen überkreuzende Tätigkeiten z.B. beim Weben aus. Dies schafft Voraussetzungen, die für das spätere schulische Lernen notwendig sind.
In Gengensatz zu vielen anderen Kindergärten bekommen die Vorschulkinder bei uns kein Vorschulprogramm angeboten, in welchem sie Schreiben, Lesen, Rechnen oder Ähnliches lernen. Nach unserer pädagogischen Überzeugung finden diese Dinge ihren Platz erst in der Schule. Ein intellektuelles Einwirken von außen auf das Kind sollte erst mit der Schulreife beginnen. Das aus dem Kinde selbst herauskommende Zählen und Malen der Buchstaben z.B. wenn es seinen Namen auf das Bild malt, findet selbstverständlich Platz in unserem Kindergarten.
Feste im Jahreslauf
Das Jahr gliedert sich durch die Jahreszeiten und die christlichen Festeszeiten.Das Kindergartenjahr beginnt mit der Erntezeit, eilt weiter zu Michaeli und nach den Herbstferien zum Laternenfest. Mit dem Adventgärtleinstartet die Adventszeit und nach Weihnachten kommen die Heiligen Drei Könige mit ihren Gaben. Zu Fasching finden wir ein schönes Thema, zu dem wir uns verkleiden. Weiter geht es zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, bis das Jahr mit Johanni, einem Sommerfest und einem Abschiedsfest für die Vorschulkinder seinen Abschluss findet. Wir feiern diese Feste mit den Kindern und zum Teil auch mit den Familien.
Spiel und Spielmaterial
Das Spiel der Kinder ist eine wichtige und ernste Angelegenheit.Im freien Spiel wird dem Kind die Gelegenheit geboten tägliche Erfahrungen aus eigenem Willen zu ergreifen sowie durch nachahmendes Tun zu verarbeiten. Die Sinne werden angeregt, mit Händen und Füßen lernt es, die Welt zu Er -und Begreifen.Das Spiel der Kinder soll frei und schöpferisch sein, damit Raum für die eigene Phantasie stattfinden kann. Das funktionsfreie und ungestaltete Spielzeug wie Tücher, Naturmaterialien, Bretter, Wannen und Bänke regt das schöpferische Potenzial der Kinder an, was das innere Vorstellungsvermögen fördert, das in späteren Jahren als Grundlage für das schulische Lernen benötigt wird.
Ernährung
Ein wichtiger Aspekt für unsere Arbeit ist die Ernährung als Grundlage der gesunden Entwicklung. In der heutigen Zeit ist es für manche Kinder nicht mehr selbstverständlich, dass zu Hause gemeinsam gekocht und gegessen wird.
Im Kindergartenalltag können sich die Kinder an der Frühstücksvorbereitung beteiligen oder auch nur zuschauen. Somit erleben sie nicht nur was wir essen, sondern wie wir unser Essen mit Freude zu bereiten. Obst und Gemüse wird geschnippelt, Brötchenteig geknetet, Waffelteig gerührt, Brei duftet auf dem Herd. Zahlreiche Sinneseindrücke wie Riechen, Schmecken, Tasten und Fühlen machen Appetit auf das gute Essen. Auch ein schön gedeckter Tisch lädt zum Essen ein.
Für den Mittag bereitet unsere Köchin täglich eine frische, vegetarische Mahlzeit zu. Die verwendeten Lebensmittel stammen aus biologisch –dynamischem Anbau. Alle Mahlzeiten in der Gruppe werden durch gute Gewohnheiten und Regeln wie z. B. ein Spruch zu Beginn, ein Dank am Ende und gepflegten Tischgesprächen zu einem Gemeinschaftserlebnis.
Eurythmie
Die Eurythmie ist eine Bewegunskunst, welche Sprache und Gesang sichtbar werden lässt. Die Kinder erleben diesbei uns Im Kindergarten auf eine spielerische Art und Weise.
Einmal pro Woche besucht uns hierfür eine ausgebildete Eurythmistin aus der Waldorfschule Westpfalz in Otterberg. Hierbei erfahren die Kindergartenkinder Sprache, Klang, Rhythmus, Farbe u.v.m in einem Bewegungserlebnis.
Erziehungsziele – was Kinder brauchen
Im Waldorfkindergarten Kaiserslautern gestalten wir unsere pädagogische Arbeit so, dass die Kinder ein Umfeld vorfinden, in dem sie diese Kompetenzen möglichst gut entwickeln können.Unsere Kinder sind unsere Zukunft!
Waldorfpädagogik kann dem werdenden Menschen wesentliche Unterstützung und Hilfestellung in seiner Schicksalsgestaltung mitgeben und aktiv an der freien Entfaltung der Zukunftsimpulse unserer Kinder mitwirken. Solange Eltern diese Pädagogik als wichtig und wesentlich für ihre Kinder erleben, solange werden sich Erzieher/innen um diese Pädagogik bemühen und für die Kinder tätig sein.
Im Oktober 2002 veröffentlichte Peter Lang für die Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V. ein Thesenpapier, in dem sieben Bildungsziele der Waldorfpädagogik für Kinder bis zur Schulfähigkeit aufgeführt werden. Die im Folgenden aufgeführten Erziehungsziele sind diesem Thesenpapier entnommen.
Waldorfkindergärten verstehen sich von Beginn an nicht als bloße Bewahreinrichtungen, sondern sie wollen die Start-und Entwicklungsbedingungen des einzelnen Kindes verbessern und ihm eine frohe, lernintensive und glückliche Kindheitszeit ermöglichen. … In der Waldorfpädagogik fürdie ersten sechs bis sieben Lebensjahre beziehungsweise in den Waldorfkindergärten gelten insbesondere sieben Kompetenzbereiche als Lern-und Entwicklungsziele:
Körper-und Bewegungskompetenz
Wissenschaftler und Lehrer haben bei mehr als der Hälfte der Erstklässler Haltungsschäden, Übergewicht oder Gleichgewichtsstörungen festgestellt. Viele Kinder leiden unter Bewegungsmangel, ihre Grob-und Feinmotorik ist unzureichend entwickelt. Da kündigt sich nicht nur ein Problem für die Krankenkassen an, sondern auch für die Gesellschaft: Die seelische und geistige Befindlichkeit des Menschen korrespondiert mit seiner körperlichen Beweglichkeit, wer sein körperliches Gleichgewicht nicht halten kann, bekommt eher Probleme mit der seelischen Balance. Auch beeinflusst die Fähigkeit sich zu bewegen ganz entscheidend den Spracherwerb. Etwas begreifen und darauf zugehen zu können prägt die Wahrnehmung, weitet den Erfahrungshorizont des Kindes und aktiviert den Sprachentwicklungsprozess. So bereiten sich Kinder, die sich aktiv und vielseitig zu bewegen lernen, auch auf eine immer qualifiziertere Denktätigkeit vor. Im Waldorfkindergarten wird deshalb besonders darauf geachtet, dass die Kinder sich vielseitig bewegen: regelmäßige Spaziergänge oder spielen und arbeiten im Garten gehören ebenso in dieses Spektrum wie Reigen-oder Fingerspiele und Handarbeiten (etwa Nähen oder Sticken).
Methodische Hinweise: Körperwahrnehmung, Körpergefühl und die Grob-und Feinmotorik entwickeln sich z. B. beim Laufen, Klettern und Seilhüpfen, beim Reigen, bei Spiel und Arbeit im Garten oder in der Küche, beim Spielen einfacher Musikinstrumente, bei Arbeiten an der Werkbank (Herstellen von einfachen Gegenständen, z. B. einem Vogelhäuschen).
Sinnes- und Wahrnehmungskompetenz
Virtuelle Welten breiten sich aus, sie gaukeln uns Qualitäten vor, die real so nicht vorhanden sind. Um nicht auf diese Trugbilder hereinzufallen, müssen wir uns mehr denn je auf unsere Sinne verlassen können, benötigen wir eine erhöhte Wahrnehmungskompetenz. Unsere Kinder brauchen ein waches Bewusstsein für das, was um sie herum und was mit ihnen geschieht. Dieses Sensorium entwickelt sich mit dem Vertrauen in die eigene Wahrnehmungskraft, deshalb brauchen sie in dieser Zeit verlässliche, unverfälschte Eindrücke. Auch die später erforderliche Medienkompetenz erfährt hier eine pädagogische Grundlegung. „Medienkompetenz“, so definiert der amerikanische Computerexperte Joseph Weizenbaum, „bedeutet die Fähigkeit, kritisch zu denken. Kritisch zu denken lernt man allein durch kritisch verarbeitendes Lesen, und Voraussetzung hierfür ist eine hohe Sprachkompetenz.“
Im Waldorfkindergarten sollen die Kinder deshalb zuerst einmal die reale Welt mit ihren Sinnen entdecken und erforschen können und dabei einfache, wahrnehmbare Zusammenhängekennen und verstehen lernen. Auf diese Weise, gepaart mit der eigenen Entdeckerfreude, erfahren sie allmählich auch elementare Naturgesetze. Solche grundlegenden Voraussetzungen sollten zumindest vorhanden sein, bevor Kinder sich dann kompliziertere Zusammenhänge erschließen. Computer oder Fernseher bereits im Kindergarten fördern deshalb keineswegs die später erforderliche Medienkompetenz.
Methodische Hinweise: Pflege der zwölf menschlichen Sinne, zum Beispiel Tastsinn, Lebenssinn, Eigenbewegungssinn, Gleichgewichtssinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Gehörsinn, Sehsinn. Auch gesund und naturnah produzierte Lebensmittel, die Echtheit der verwendeten Materialien, die nicht auf Sinnestäuschung ausgelegt sind (sieht so aus wie Holz, ist aber Plastik), fördern diese Entwicklung ebenso wie harmonisch gestaltete Räume und die wohltuende Abstimmung von Farben und Materialien im Umfeld des Kindes -um nur einige Beispiele zu nennen.
Sprachkompetenz
Denken und Sprechen sind eng miteinander verbunden. Nur mit der Sprache können wir das Gedachte ausdrücken, unsere Gefühle zum Ausdruck bringen, allen Dingen in der Welt einen Namen geben und miteinander ins Gespräch kommen. Doch dieses Instrument bedarf der frühen, aktiven und sorgfältigen Pflege. Kinder lernen sprechen in einer sprechenden Umgebung. Dabei kommt es in erster Linie auf das menschliche Beziehungsverhältnis zwischen Sprechendem und Hörendem an. Das sprachliche und seelisch warme Verhältnis zwischen Kind und Erwachsenem bildet den Nährboden für eine gute und differenzierte Sprechweise. Wann Kinder zu sprechen beginnen ist individuell verschieden. Alle brauchen aber gute sprachliche Vorbilder im Erwachsenen, um in die Sprache hineinzuwachsen.
Im Waldorfkindergarten haben Lieder, Geschichten, Verse, Fingerspiele und Reime einen großen Stellenwert. So lernen die Kinder spielend die Sprache und beheimaten sich in ihr. Die Sprechweise der Erzieherinnen sollte dabei liebevoll, klar, deutlich und bildhaft sein -und der Altersstufe angemessen. Die so genannte Babysprache wird deshalb hier nicht zu finden sein, ebenso wenig wie abstrakte Erklärungen.
Methodische Hinweise: Gute sprachliche Vorbilder, deutliche, wortreiche und bildhafte Sprache, Lieder, Verse, Fingerspiele, Reime, fach-und sachgerechtes Benennen der Gegenstände, z. B. der Namen von Pflanzen und Tieren, tägliches Erzählen oder Vorlesen von sinnvollen Geschichten, Märchen u. Ä., Kinder aussprechen lassen, nicht sprachlich korrigieren, Zeit zum Zuhören nehmen -daraus entsteht Lesefreude und Lesefähigkeit.
Phantasie- und Kreativitätskompetenz
Der Widerspruch ist allgegenwärtig: Um uns herum ist immer mehr genormt, vorgefertigt und festgelegt. Auf der anderen Seite ist menschliche und gesellschaftliche Entwicklung ohne Phantasie und schöpferische Kreativität kaum denkbar. Doch sind wir dazu bald überhaupt noch fähig? Wie erwerben und erhalten wir diese Kompetenz? Wenn vom späteren Erwachsenen zu Recht Ideenreichtum, seelisch-geistige Beweglichkeit und Phantasie bei der Lebensgestaltung und in der Arbeitswelt gefordert wird, so müssen diese Fähigkeiten im Kindergartenalter angelegt werden. Alles Phantasievolle, alles Künstlerische weitet die Seele und das Bewusstsein des Menschen.
Im Waldorfkindergarten nimmt die Entwicklung und Pflege der kindlichen Phantasiekräfte ganz konkrete Gestalt an. Da gibt es besonders viele noch nicht genormte und kaum fertig ausgestaltete Spielsachen, die die schöpferischen Kräfte der Kinder anregen. Erzählte Geschichten animieren die Kinder, das Gehörte in spielende Kreativität umzusetzen und zu verwandeln. Tägliche Spielzeiten geben die erforderliche Zeit, damit die Kinder ausgiebig, mit Konzentration und immer wieder sich entzündender Schaffensfreude tätig werden können.
Methodische Hinweise: Spielzeug und Spielmaterialien, die phantasieanregend, d. h. freilassend gestaltet sind, wie Steine, Bretter, Hölzer, Tücher; regelmäßige Spielzeiten im Wald oder Garten, vielseitige Spiel-und Gestaltungssituationen, z. B. Rollenspiele, Puppenspiele; angeleitete Freispiele; Handwerke nachspielen, z. B. Schuster, Schreiner, Schneider, d. h. so genannte „Urtätigkeiten“ spielend kennen lernen und ein Verhältnis dazu entwickeln; anregende Geschichten hören und spielend umsetzen.
Sozialkompetenz
Soziales Miteinander will gelernt sein. Ohne Sozialkompetenz ist das Leben des einzelnen Menschen und einer Gemeinschaft undenkbar. Kinder sind von Geburt an soziale Wesen und wollen sich lernend in menschliche Beziehungsverhältnisse einleben. Diese Lernprozesse beginnen in der Familie und setzen sich im Kindergarten fort. Doch immer mehr Kinder wachsen zum Beispiel in Ein-Kind-Familien auf, oft nur mit einem Elternteil. Dadurch sind ihre sozialen Übungsfelder begrenzt. Der Kindergarten muss daher mehr denn je Grundlagen für soziale Erfahrungsfelder schaffen. Im sozialen Miteinander geht es immer darum, die Interessen, Wünsche, Bedürfnisse des Einzelnen in ein Verhältnis zur sozialen Gemeinschaft zu bringen. Dabei muss sowohl der einzelne Mensch sich mit seinen Fähigkeiten und Intentionen einbringen können (Gestaltungsraum), um aus einem verantwortlichen Freiheitsimpuls heraus Gemeinschaft zu schaffen, in der andererseits möglichst die Belange aller ihren Platz haben. Dazu sind Regeln, Verabredungen und Vertrauen erforderlich. Kinder brauchen Gemeinschaften, in denen sie möglichst viele dieser sozialen Lebensregeln lernen und sich an ihnen orientieren können.
Der Waldorfkindergarten ist ein solcher orientierender Lebensraum. In ihm lernen die Kinder einen Struktur gebenden Tages-und Wochenrhythmus kennen, erfahren, dass es Regeln gibt bis hin zu klaren Aufgaben für die einzelnen Kinder und die Gruppe (etwa aufräumen oder Tisch decken). Dabei können sie sich immer wieder am Tun des Erwachsenen nachahmend orientieren. Und sie lernen, Verantwortung zu übernehmen und den dabei entstehenden eigenen Gestaltungsraum zu nutzen -gleichzeitig üben sie sich in praktischen Tätigkeiten.
Methodische Hinweise: Gegenseitiges Helfen und Aufgaben übernehmen wie spülen oder Blumen gießen, Hören von sinnvollen Geschichten; Rollenspiele wie Vater-Mutter-Kind, Feuerwehr, Krankenhaus, Kaufladen; geben, nehmen und teilen lernen; die Mitarbeit der Eltern im Kindergarten erleben, z. B. beim Reparieren von Spielzeug, bei Festen und Feiern oder Renovierungsarbeiten; Üben von Konfliktlösungen, z. B. sich entschuldigen lernen.
Motivations- und Konzentrationskompetenz
Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene leiden heute unter Konzentrationsmangel, Nervosität, Hyperaktivität. Sie sind gehandicapt in ihrer Schaffensfreude und in der Fähigkeit, sich mit bestimmten Aufgaben für eine Zeit lang zu verbinden. In Wissenschaft und Pädagogik werden seit langem hierfür die verursachenden Faktoren untersucht (Pathogenese). Gleichzeitig gilt es, die gesundenden und stabilisierenden Bedingungen zu kennen und zu stärken (Salutogenese).Die Waldorfpädagogik sieht ihre Aufgabe darin, beide Konzepte miteinander zu verbinden: Eindrücke, die sich als schädlich für die Entwicklung des kleinen Kindes herausgestellt haben, versucht sie von ihm fernzuhalten (z. B. Fernsehen im frühen Alter), demgegenüber richtet sie den Schwerpunkt auf die gesundenden Faktoren.
Beispielsweise schaut sie bereits im frühen Kindesalter auf das Lern-und Betätigungsbedürfnis der Kinder und versucht es über Vorbild und Nachahmung anzuregen. Regelmäßige Wiederholungen und rhythmisierende Gestaltungselemente im Kindergarten vom Tagesablauf bis hin zum Jahreslauf mit vielen Höhepunkten und Jahresfesten helfen, die Konzentrationsfähigkeit der Kinder zu entwickeln, interessante und anregende Betätigungsmöglichkeiten wirken auf die Kinder motivierend.
Methodische Hinweise: Selbst gestaltete Spiele, Spielzeug, das zur Eigenaktivität anregt und vielfältige Möglichkeiten bietet, Arbeiten ganzheitlich von Anfang bis Ende kennen lernen und selber ausprobieren (backen, waschen, Gartenarbeit), Anregung durch das Interesse des Pädagogen schaffen, Erleben von lebensgemäßen Tätigkeiten der Erwachsenen statt sinnloser oder ungesunder Aktivitäten.
Ethisch-moralische Wertekompetenz
Kinder wie Erwachsene brauchen zur eigenen Lebensgestaltung seelisch-geistige Orientierungen, Wertvorstellungen und Aufgaben, mit denen sie sich innerlich verbinden können. Kinder brauchen Regeln, Rituale, Klarheit und Wahrhaftigkeit. Sie wollen Erwachsene erleben, die sich engagieren, die ihnen moralische Orientierung geben -ohne zu moralisieren. Viele Kinder finden aber heute in ihrem Umfeld oft nur die Maßstäbe der Spaß- und Freizeitgesellschaft ohne tragende Verbindlichkeiten vor.
Die Waldorfpädagogik nimmt die moralisch-ethische Erziehung ganz bewusst in ihr pädagogisches Konzept auf. Sie geht darauf ein, dass Kinder ein Koordinatensystem für das Gute, Schöne und Wahre brauchen ebenso wie die Achtung vor anderen Menschen, anderen Kulturen und der Schöpfung. Und sie sollen auch lernen, dass damit persönliches Engagement verbunden ist.
Methodische Hinweise: Orientierung gebende Geschichten, Feste vorbereiten und feiern, liebevoller Umgang mit der Natur, Vermeiden von Wischi-Waschi-Pädagogik, praktizierte Nächstenliebe, Dankbarkeit (Tischspruch vor dem Essen) und Hilfsbereitschaft, Erleben des Engagements der Eltern in Vereinen, in der Politik, im Kindergarten; multikulturelle Besonderheiten achten; Bräuche anderer Völker kennen lernen, deren Lieder singen und Geschichten hören.“
Salutogenese
Dieser Bereich unserer pädagogischen Arbeit ist uns besonders wichtig. Durch Kohärenz und Resilienz wird die Gefühls- und Willenskraft des Kindes gestärkt. Gerade die frühen Kindheitsjahre sind prägend für die Veranlagung dieser Qualitäten und der Persönlichkeitsbildung. Daher möchten wir die Salutogenese auch ausführlich in unserem Konzept erläutern.
Beschreibung
Die Salutogenese, die wörtliche Übersetzung Gesundheitsentstehung“ oder ,,Herkunft der Gesundheit“ (lateinisch saius = Gesundheit / griechisch genese = Entstehung) bedeutet, hat das Ziel, den Menschen auf die Quellen individueller und sozialer Gesundheit und Gesundung aufmerksam zu machen. Der Soziologe Aaron Antonovsky (1923-1994), der heute als ,,Vater“ der Salutogenese gilt, hatte Kritik am herkömmlichen, medizinischen Denken. Er kritisierte, dass die Medizin sich vor allem an krankmachenden, pathogenen Faktoren orientierte, weniger an gesundheitsförderlichen, salutogenetischen Kräften.
Fasst man im Kern den Salutogenese-Ansatz von Antonowsky zusammen, ergeben sich drei Bereiche, die er als Fundament einer gesunden oder gesundenden menschlichen Lebensgestaltung betrachtet:
Die Verstehbarkeit
Die Verstehbarkeit heißt, die Welt in ihren Zusammenhängen zu begreifen.
Die Sinnhaftigkeit
Die Sinnhaftigkeit, die Fähigkeit, das eigene Denken und die eigene Lebensführung als sinnhaft zu begreifen und demgemäß zu handeln.
Die Handhabbarkeit
Die Handhabbarkeit, ist die Fähigkeit, Vertrauen zu gewinnen in eine wachsende Selbstsicherheit, um so aus eigener Kraft oder mit Unterstützung anderer Lebensaufgaben gut zu meistern.
Die Waldorfpädagogik stimmt mit der modernen Salutogenese-Forschung überein, die bei ihren Untersuchungen zu dem Ergebnis kommt, dass Gesundheit von bestimmten seelischen Bedingungen abhängt, die der Mensch selbst herstellen kann bzw. herzustellen lernen kann. Die Salutogenese-Forschung unterscheidet im einzelnen drei Bereiche, in denen jeweils spezielle Bedingungen erfüllt sein müssen, um zu einer umfassenden Gesundheit zu gelangen. Diese drei Bereiche bestehen aus dem Aufbau der leiblich-körperlichen Organisation, der seelischen und der geistigen Organisation.
Bei Säuglingen und kleinen Kindern geht es erst einmal um den Aspekt der leiblich-körperlichen Organisation, nämlich die Fähigkeit zu erwerben, sich mit fremden – von außen kommenden – Substanzen auseinander zu setzen, wie zum Beispiel der Nahrung oder auch Krankheitsviren.
Die Stoffwechselorgane wandeln diese in körpereigene Substanzen um, oder sie werden erfolgreich abgewiesen. So kann sich ein intaktes Immunsystem bilden. Diese Fähigkeit entwickelt sich nicht von alleine und bildet sich erst nach und nach aus. Dabei geht es vor allem um das Ringen und die Auseinandersetzung mit dem Widerstand, damit der Körper gestärkt reifen kann. Auch spielen die Körperpflege, die Ernährung, Bewegung und die Gestaltung der Umgebung eine wesentliche Rolle. (n. Leitlinien derWaldorfpädagogik, Seite 10 )
Kohärenz
Die erste und wichtigste Aufgabe des kleinen Kindes ist das Durchdringen und Ausgestalten der leiblichen Organisation. Zu Beginn noch unbewusst, widmet sich ihr das Kind aus eigenem Antrieb vom ersten Lebenstag an. Erst wenn ein Kind Stehen und Greifen kann, kann es die Welt mit Hilfe seiner Vorbilder be-greifen und ver-stehen. Nicht durch gedankliche Einsichten, sondern durch handgreifliche Tätigkeiten baut sich das Kohärenzgefühl auf. Die seelische Organisation ist somit auf ein starkes Erleben der Kohärenz angewiesen.
Kohärenz kann entstehen, wenn ein Kind die Welt verstehbar, handhabbar und sinnhaft erlebt. Hier kann das Kind lernen, dass eigene Bemühungen ihren Sinn haben. Daher lohnt es, sich auf die Herausforderungen des Lebens einzulassen. Besonders die Entwicklung der Basalsinne (Gleichgewicht, Tastsinn, Bewegungssinn und viszeraler Sinn), also Erfahrungen, die am eigenen Leib gemacht werden können, um die Welt zu begreifen und handhaben, sind wesentlich für ein gutes Kohärenzgefühl. Auch dem Lebenssinn gilt es eine wichtige Bedeutung zu geben, fühlen sich die Kinder wirklich wohl und gut aufgehoben, lassen sie sich trösten, ist die Stimmung getragen von Lebensfreude und Verständnis.
In der heutigen technisierten Welt, in der vieles von Maschinen übernommen wird, ist es für die Kinder immer schwieriger, die Arbeitsabläufe klar und durchschaubar zu erleben. Kinder haben ein elementares Bedürfnis, verstehend in die Welt einzudringen. So kann es für ihre Entwicklung von großer Bedeutung sein, wenigstens gelegentlich erlebt zu haben. Wenn z.B. nach dem Essen das schmutzige Geschirr nicht in einer Spülmaschine verschwindet und sauber herausgezogen wird, sondern von Hand gewaschen und abgetrocknet werden muss. Durch solche Wahrnehmungen ergeben sich eine Kette aufeinander aufbauende Vorgänge, die sich in gesetzmäßigen Zusammenhängen dem kindlichen Gemüt unmittelbar erschließen. Durch diese Vorgänge kann sich ein Kohärenzgefühl entwickeln. Nichts eignet sich dazu besser als die elementaren, urtümliche Arbeitsprozesse in Haus und Hof, Handwerk und Beruf, wie sie in früheren Zeiten selbstverständlich waren. lm Miterleben solcher Tätigkeiten und durch das stetige Wiederholen im Spiel erlebt das Kind Kohärenz auf der Basis leiblicher Erfahrungen, und eben das entspricht der besonderen Natur seines Lernens,“ (Leitlinien der Waldorfpädagogik, 8.21)
Resilienz
Die Resilienz baut sich auf den Grundlagen der Kohärenz-Erfahrungen auf. Sie ist wesentlich, um die geistige Organisation zu stärken. Daraus entsteht die Fähigkeit, schwierige Lebensumstände mutig anzugehen, diese als Herausforderung zu sehen, um sie aus eigenen Kräften bewältigen und sich daran weiter entwickeln zu können. So bilden sich aus der Ausdauerleistungsfähigkeit des Leibes, der Kohärenz und der Resilienz die Grundlagen, die dem Menschen ermöglichen, seine eigenen Impulse und Lebenspläne kreativ wie produktiv zu verwirklichen. Was aber brauchen Kinder, um Resilienz entwickeln zu können? Am dringendsten benötigt das Kind die unmittelbare Vernetzung mit Bezugspersonen. Sie sollen dem Kind durch ihr Verhalten vorleben, sich nicht von Ereignissen, die zunächst als problematisch erscheinen, erdrücken zu lassen. Hier gilt es positiv der Welt gegenüberzutreten, schwierige Situationen als Herausforderung anzunehmen, sich ihnen zu stellen, um daran wachsen zu können. Diese Erfahrungen ermöglichen dem Kind das sichere Gefühl, „die Welt kann wieder in Ordnung gebracht werden“. Positivität und Freude am Leben wird veranlagt. Wem die Möglichkeit gegeben wurde mit Mut, Gelassenheit und Interesse Hindernisse und Widerstände zu bewältigen, der wird zu einem unverwechselbaren Individuum heranreifen können.
Partizipation
Partizipation ist ein Menschenrecht, das in der UNO Menschenrechts-Konvention festgeschrieben ist und bei unseren Leitbildern Beachtung findet. Damit die Kinder sich zu selbstbestimmten und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln können, achten wir auf eine altersgemäße Beteiligung in demokratischen Grundgestaltungsmöglichkeiten. Partizipation wird durch die Grundhaltung unserer Erzieher/innen praktiziert, indem sie die Kinder ernst nehmen. Dazu gehören:
Freie Entfaltung beim Spielen – Spiel ist das wichtigste Übungsfeld für das Kind. Keine Erklärung kann eine so tiefgreifende Erfahrung vermitteln, wie der Freiraum im Spiel, den es braucht zum eigenen Forschen, Gestalten, Entdecken, Kombinieren und Erleben.
Eine Raumgestaltung, die es den Kindern möglich macht, im Alltag selbstständig ihren Interessen, Bedürfnissen und Aktivitäten nachzugehen.
Meinungen, Bedürfnisse und auch Kritik der Kinder werden ernstgenommen Eine altersgerechte Beteiligung der Kinder an Themen und Entscheidungen, soweit es möglich ist und mit unserer Verantwortung für ihr Wohl vereinbar ist. Durch Beteiligung der Kinder lernen sie für sich und andere Verantwortung zu übernehmen.
Regeln und Grenzen
Mitbestimmung und Teilhabe heißt nicht, dass Kinder alles dürfen. Die Erwachsenen haben die Verantwortung, das körperliche und seelische Wohl von Kindern zu schützen, Dazu gehört auch, Grenzen zu setzen und Entscheidungen für Kinder zu treffen. Daher gib es Regeln die von Erwachsenen festgelegt und bestimmt werden müssen. Regeln, die das gemeinschaftliche Leben in den Gruppen oder in der Einrichtung betreffen, zum Beispiel zur Nutzung von Räumlichkeiten oder Spielgeräten, beim Umgang mit Konflikten, werden mit den Kindern gemeinsam erarbeitet und beschlossen.
Beschwerdemanagement
Die Kinder haben das Recht, Unzufriedenheit oder Kritik zu äußern. Wir nehmen die Äußerungen der Kinder ernst und gehen angemessen damit um. Alle Konflikte werden zeitnah, nach Möglichkeit am selben Tag, für alle Beteiligten adäquat gelöst.
Bei tieferen, länger anhaltenden Konflikten werden die Lösungsprozesse entsprechend begleitet und bei Bedarf die Eltern mit einbezogen. Kinder teilen sich auch gegenüber ihren Eltern mit, vor allem wenn sie das nicht in der Gruppe oder gegenüber einer/es Erzieher/in tun wollen. Daher nehmen wir auch ernst, was die Eltern uns berichten. Die Eltern haben entweder durch den direkten Austausch mit den Fachkräften oder durch die Organe des Waldorfkindergartens die Möglichkeit, ihre Sorgen und Nöte mitzuteilen. Hier sind die Kindergartenleitung oder der Kindergartenvorstand direkte Ansprechpartner. Kann auf dieser Ebene ein Konflikt nicht gelöst werden, kann in entsprechenden Fällen auch externe, fachlich versierte Hilfe konsultiert werden. Beim Auftreten von Schwierigkeiten und Problemen innerhalb der Elternschaft, gibt es die Möglichkeit die Kindergartenleitung und/oder den Vorstand des Trägervereins zu informieren. Auch der Elternbeirat kann zur Klärung herangezogen wird.
Kinderschutz und Kindeswohl
In den Waldorf-Kindertageseinrichtungen arbeiten wir nach den waldorfpädagogischen Leitlinien, die auf der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners basieren, diedie allgemeinen Entwicklungsgesetzmäßigkeiten der Kinder beschreibt. Wir sind im Sinne der Waldorfpädagogik gleichermaßen der UN-Kinderrechtskonvention und den sich daraus ableitenden Gesetzen verpflichtet. Hier stehen für uns im Vordergrund:
Das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung.
Das Recht auf angemessene Lebensbedingungen.
Das Recht sich mitzuteilen und gehört zu werden.
Das Recht auf Schutz des Privatlebens.
Das Recht auf gewaltfreie Erziehung.
Das Recht auf Gleichheit.
Das Recht auf Bildung.
Vorrangige Aufgabe des Kindergartens ist es, dafür Sorge zu tragen, dass Kinder sich an diesem Ort sicher fühlen und geschützt sind, um sich gut entwickeln zu können. Dem Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB VIII werden wir in unserer Einrichtung gerecht, indem wir eine/n Kinderschutzbeauftragte/n benannt haben. Diese/r ist bei Fragen zur Kindeswohlgefährdung immer erste Ansprechperson und steht in direktem Kontakt zur Kindergartenleitung. Sie/er informiert diese sobald sie/er tätig wird. Wir sehen den gelebten Grundgedanken der `Partizipation ́als Prävention gegen Kindeswohlgefährdung.
Für uns besteht die Verpflichtung zur professionellen Beobachtung eines jeden Kindes. Neben der Einschätzung des Entwicklungsstandes, ermöglicht die wertfreieBeobachtung eine Einschätzung über das Wohlbefinden des Kindes. Hierzu achten wir beimihnen auf Gestik, Mimik, Gesundheitszustand, äußeres Erscheinungsbild, Motorik, Verhalten, kreative Ausdrucksformen und Spielinhalte des jeweiligen Kindes.
Wir bemühen uns um eine Erziehungspartnerschaft mit den Eltern, dazu suchen wir einen engen und vielgestaltigen Kontakt zu diesen. Entscheidend ist für uns dabei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Wohle der Kinder. In regelmäßigen Teamsitzungen und Konferenzen haben die Erzieher/innendie Möglichkeit, sich über entsprechende Inhalte auszutauschen, kollegial zu beraten und zu unterstützen.Gegebenenfalls stellt unser/e Kinderschutzbeauftragte/r den Kontakt zu einer `insoweit erfahrenen Fachkraft her und leitet weitere Maßnahmen ein.
Diese können sein:
•Zusammenarbeit mit dem Trägerverein
•Kinderschutzbund Kaiserslautern
•SOS Kinderdorf Pfalz Beratungs-und Familienzentrum
•Jugendamt Kaiserslautern
•Diakonisches Werk / Caritasverband
•Vereinigung der Waldorfkindergärten
•Paritätischer Verband
•Reha Westpfalz
Kindliche Sexualität
Das kleine Kind ist mit seiner Welt intuitiv ganz vom Gefühl her verbunden. Es steht damit in einem elementaren, vertrauensvollen Miterleben in den Weltenvorgängen. Seelisch gesehen steht das Kind männlich und weiblich zugleich in der Welt. Erst im Kindergartenalter wird den Kindern verstärkt bewusst, dass sie Mädchen und Jungen sind. Was beim Kind als sexuelle Betätigung auftaucht, gehört in den Rahmen des unbefangenen, liebenden und staunenden Interesses an der Welt und ist nicht zu vergleichen mit der Sexualität von Erwachsenen. Ein Teil dieser Welt ist der eigene Körper mit samt den Empfindungen, die man damit haben kann und der natürlich untersucht werden muss, wie andere Teile der Welt auch. Wir sehen die Beschäftigung mit den eigenen Geschlechtsteilenund dem Entblößen in diesem Alter als normal und harmlos an. Beobachtend und schützend, versuchen wir die Kinder bei diesem wichtigen Entwicklungsschritt angemessen zu begleiten. Entsprechende Fragen von Kindern beantworten wir nicht in erster Linie naturalistisch, sondern in einer altersentsprechenden, bildhaften Sprache und orientieren uns dabei an der jeweiligen Situation.
m alltäglichen Umgang im Kindergarten mit Doktorspielen gelten bei uns folgende Regeln:
•Jedes Mädchen/jeder Junge bestimmt selbst mit wem sie/er Doktor spielen will.
•Ein „Nein“ muss respektiert werden.
•Kein Mädchen/kein Junge tut einem anderen Kind weh!
•Niemand steckt einem anderen Kind etwas in den Po, in die Scheide, in die Nase, in den Mund oder ins Ohr.
•Größere Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben bei Doktorspielen nichts zu suchen.
•Hilfe holen ist kein Petzen!
Das Wissen um die eigene Körperlichkeit macht Kinder stark und versetzt sie in die Lage „nein“ zu sagen, wenn Grenzen überschritten werden. Sie lernen dabei ihre eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen kennen, ebenso wie die der anderen. Im Team tauschen wir uns regelmäßig über aktuelle (Spiel-)Situationen aus, und entwickeln unsere Haltung weiter. Eltern haben unterschiedliche Erziehungsstile, Werte, Einstellungen und Sichtweisen. Wir möchten über die unterschiedlichen Vorstellungen über die kindliche Sexualität mit den Eltern sprechen, sie für die Bedürfnisse ihrer Kinder sensibilisieren und ihnen möglichst Klarheit und Sicherheit im Umgang mit kindlicher Sexualität vermitteln. So werden wir gemeinsam befähigt unbefangen mit den Kindern über Sexualität zu sprechen, deren sexuelle Entfaltung zu ermöglichen und gleichzeitig Grenzen im Umgang miteinander zu achten.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Die aktive Mitarbeit der Eltern spielt in unserem Waldorfkindergarten eine wichtige Rolle. Im Jahreslauf finden verschiedene Aktivitäten, Feste und öffentliche Veranstaltungen statt, bei denen die ehrenamtliche Mitarbeit unbedingt notwendig ist. Das Engagement der Eltern, je nach persönlichen Fähigkeiten und Interessen, bereichert und stärkt die Gemeinschaft und ist somit ein wesentlicher Bestandteil der Erziehungspartnerschaft. Das gemeinsame Tun stärkt die Gemeinschaft. Wir sorgen selbst für unsere Gebäude und das Außengelände. Wir sind Vorbild für unsere Kinder und sie erleben uns als Teil einer lebendigen Gemeinschaft.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich im Waldorfkindergarten Kaiserslautern zu engagieren.
-Die Teilnahme an ca. 4 Elternabenden im Jahr lässt das Wissen über die pädagogische Arbeit der Erzieher/Innen mit unseren Kindern wachsen.
-Der gemeinsame Einsatz bei Gartentagen verbindet die Eltern untereinander und schafft ein Gefühl der Verantwortung für das äußere Erscheinungsbild unseres Kindergartens.-Reinigung des Kindergartens: Ein schöner Kindergarten will geputzt werden! Auch dies ist neben der Tätigkeit unserer Reinigungskraft mit Aufgabe der Eltern, welche am Wochenende die Böden reinigen. Dies wird von jedem Elternhaus ca. 3-4 Mal im Jahr übernommen.
-Der Basarkreis plant in enger Zusammenarbeit mit dem Elternrat und den Erzieherinnen zweimal im Jahr unseren Second-Hand-Markt und Tag der offenen Tür mit einem vielfältigen Angebot. Ebenso ist der Kindergarten mit einem großen Verkaufsstand am jährlich stattfinden Herbstbasar der Waldorfschule Otterberg vertreten. An diesen Veranstaltungen präsentiert sich der Kindergarten einer breiten Öffentlichkeit und dass Mitwirken vieler Eltern ist unerlässlich.
-Bastelabende: Unter Anleitung entstehen Näh-, Filz, Holzarbeiten, Waldorfpuppen und anderes für Basare und den privaten Gebrauch.
-Wer darüber hinaus Verantwortung übernehmen möchte, kann sich im Elternrat engagieren. Der Elternrat setzt sich aus zwei Elternvertretern jeder Gruppe zusammen. Er wird zu Beginn des Kindergartenjahres auf einem Elternabend gewählt und ist Ansprechpartner für Eltern und Erzieherinnen. Er hilft bei organisatorischen Belangen, gestaltet Rundbriefe, koordiniert anfallende Arbeiten im Haus und Garten und nimmt an den Ausschusssitzungen des Kindergartens teil.
Aus der Art, wie das Kind spielt, kann man erahnen,wie es als Erwachsener seine Lebensaufgabe ergreifen wird.
Rudolf Steiner
Die Konzeption des Waldorfkindergartens Kaiserslautern können Sie auch hier noch einmal als PDF-Dokument herunterladen: Konzeption