Gartenbauunterricht an der freien Waldorfschule Westpfalz in Otterberg
Wer-wie-was? Wieso-weshalb-warum?
Der biologisch-dynamisch bewirtschaftete Garten ist vielfältig im Schulgeschehen eingebunden. Die Kinder der Schule und des Kindergartens beginnen bereits früh sich mit diesem zu verbinden.
Zur Ackerbauepoche kommen die Kinder der dritten Klasse das erste Mal tatkräftig in unseren Schulgarten. Dort finden sich hinter den Gemüsebeeten zwei kleine Ackerflächen. Gemeinsam pflügen und eggen wir die Flächen und säen Wintergetreide aus. Später wird dieses mit dem/der Klassenlehrer geerntet, gedroschen, zu Mehl gemahlen und zu Brot gebacken.
Von der fünften bis zur achten Klasse erleben die Schüler im Garten wöchentlich den Umgang mit Erde und Pflanzen im Jahreslauf. Im zeitigen Frühjahr werden die Beetflächen auf die anstehende Gemüsesaison vorbereitet und bald schon säen und pflanzen wir die ersten Gemüsekulturen aus. Die angelegten Beetflächen werden gepflegt und beerntet, Wildkräuter und Früchte gesammelt und verarbeitet. Im Herbst und Winter schneiden wir die den Garten einfassenden Hecken und reparieren die Zäune. Wir beschäftigen uns eingehend mit dem Kompost und der Bodenbildung.
So bewahren wir in unserem Schulgarten einen möglichst vielfältigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen und können erleben, wie die Ernährungsgrundlage des Menschen – und damit die Grundlage der menschlichen Kultur – entsteht. Wir erleben unsere Wirksamkeit unmittelbar und sind herausgefordert uns gemeinsam und ausdauernd einer Sache zu widmen. Wir erfahren viel über die Verbindung von Mensch und Natur. Wir erahnen große Zusammenhänge und machen uns die Wichtigkeit der kleinsten und unscheinbarsten Lebewesen klar.
In der Oberstufe fließen zunehmend ökologische Zusammenhänge, kulturgeschichtliche Bezüge und biologische Details mit in die praktische Arbeit ein und ermöglichen Querbezüge zu anderen Fächern. In der neunten Klasse fahren die Schülerinnen gemeinsam für zwei Wochen auf einen biologisch-dynamisch bewirtschafteten Hof und lernen vielfältige angegliederte Bereiche der Landwirtschaft (Käserei, Bäckerei, Tierhaltung) kennen. In der zehnten Klasse findet eine Epoche zum Obstbaumschnitt statt. Die Schülerinnen der elften Klasse widmen sich im Zuge einer Epoche der Veredelung von Obstbäumen oder Rosen.
In der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen schafft der Gartenbau einen Rahmen, in dem Fähigkeiten wie das Bedenken der eigenen Handlungen, das Urteilsvermögen, das Erkennen übergeordneter Zusammenhänge sowie soziales Miteinander geübt werden.
Diese Grundlage kann der fruchtbare Boden sein, auf dem alles wächst und gedeiht…
Jenny Wertheimer