Das römische Reich in der 6. Klasse

Die Schüler der 5. Klasse setzten sich auf unterschiedlichste Weise mit den Römern auseinander.

Die 6. Klasse beschäftigte sich in ihrer letzten Epoche mit dem römischen Reich. Neben den wichtigen geschichtlichen Informationen interessierten sich die Schülerinnen natürlich für das Leben im römischen Reich. Frau Brass, die Klassenlehrerin, bot verschiedene Themen für Referate an, die Schülerinnen konnten aber auch eigene Themen erarbeiten.

Die Ergebnisse wurden dann der Klassengemeinschaft vorgestellt und bereichterten so den Blick auf diese Epoche.

Wie lebten die Menschen im römischen Reich? Welche Mahlzeiten aßen sie? Wie funktionierte die Gesellschaft? So gab es einen Vortrag über die römische Küche, in dem die Mitschüler erfuhren, welches die Grundnahrungsmittel im römischen Reich waren. Die Klasse aß testweise im Liegen und trank Traubensaft mit Honig. Genauso waren Sklaverei und Gladiatoren ein Thema, eine Schülergruppe beschäftigte sich mit dem römischen Theater und erarbeitete ein selbstgeschriebenes Theaterstück. Römische Spiele sind bis heute in unserem Kulturkreis verankert, so lernte die Klasse bei einem Referat, dass das Spiel „Mühle“ bereits in Rom gespielt wurde, genauso wurden Spiele mit Körnern zum Zählen von geraden und ungeraden Zahlen gespielt und ein auf den Boden aufgezeichnetes Spiel.

Die römische Baukunst war ebenfalls Thema eines Referats, es entstand ein Modell des Pantheon. Ein weiteres Architekturmodell veranschaulichte die römische Kriegskunst anhand eines römischen Castells oder anhand der damals verwendeten Waffen (z.B. das Kurzschwert).

Insgesamt entstand so ein allumfassender Eindruck, der weit über die geschichtlichen Daten hinausreichte und lebendige Möglichkeiten bot, sich mit der geschichtlichen Epoche zu verbinden.

Die Schüler wählten unterschiedliche Themen für ihre Referate, so z.B. Das Thema „römische Legion“ , „römische Spiele“, „Ernährung im römischen Reich“, oder das Thema Architektur.

Die Ackerbauepoche der 3. Klasse

Im September fand die Ackerbau-Epoche unserer dritten Klasse statt: Zunächst bereitete Frau Jost, die Klassenlehrerin, die Kinder eingehend auf die anstehenden Tätigkeiten auf dem Feld vor. Die Kinder lernten die wichtigsten Getreidearten kennen und beschäftigten sich damit, was alles notwendig ist, damit das in die Erde gelegte Korn keimen kann und zu einer neuen Pflanze heranwächst, die im nächsten Jahr Ähren mit vielen Körnern entwickelt:

Sonne, Wind und Regen müssen zusammenwirken, damit der Boden feucht, locker und warm ist; als Helfer sorgen Regenwürmer, Ameisen und viele weitere Bodentiere für ein krümeliges und fruchtbares Saatbett, in dem das Samenkorn aufgehen kann.

Und schließlich sind es die Tätigkeiten der Bauersleute, das Pflügen, Eggen und genaue Ausbringen der Körner, die stets wichtig dafür waren, dass die Saat zu reicher Ernte heranwachsen konnte, so wie es auch heute, wenngleich unter Zuhilfenahme von Maschinen, immer noch ist.

Täglich sangen die Kinder das Lied vom kleinen Samenkorn, das in der dunklen Erde schläft, bis es von der Sonne geweckt wird und zu einer prächtigen Getreidepflanze heranwachsen kann; festen Schrittes durchschritten sie die Gänge zwischen ihren Tischen, um den Säerspruch von Conrad Ferdinand Meyer zu deklamieren, der ihnen den Rhythmus des Säens vorgab. In den Epochenheften entstanden zu den Texten farbenprächtige Bilder.

Am meisten aber freuten die Mädchen und Jungen sich darauf, praktisch tätig zu werden und den eigenen „Drittklass-Acker“ im Schulgarten zu bestellen.

Endlich war es so weit: Angeleitet von den beiden Lehrkräften im Gartenbau, Frau Wertheimer und Herrn Boomes, ließ sich die ganze Klasse vor den Pflug spannen. Unter anfeuernden Rufen zogen alle zusammen an einem langen Seil Furche um Furche, hin und her, her und hin, und so manchem wurde dabei ordentlich warm.

Für die Lehrkräfte war es schön zu erleben, wie unterschiedlich die Kinder mit der Herausforderung umgingen: Während einzelne nach den ersten gezogenen Furchen müde wurden und sich still auf die Pause freuten, war anderen auch gegen Ende der vorgesehenen Zeit keine Ermattung anzumerken und sie hätten wohl noch weiter geschafft. Allen schmeckte im Anschluss das Frühstück doppelt gut; wie es eben so ist nach getaner Arbeit…

Ein paar Tage später wurden die groben Schollen mit der Egge nach dem gleichen Prinzip in feine Krümel zerteilt, alle Kinder an einem Strang ziehend. Schließlich wurde gesät: Jedes Kind bekam ein Säckchen mit Winterroggen, der mit weiten, gleichmäßigen Würfen im steten Schritt auf dem Feld ausgebracht wurde, verbunden mit einem Säerspruch von Conrad Ferdinand Meyer:

Bemesst den Schritt!
Bemesst den Schwung!
Die Erde bleibt noch lange jung!
Dort fällt ein Korn, das stirbt und ruht.
Die Ruh ist süß.
Es hat es gut.
Hier eins, das durch die Scholle bricht.
Es hat es gut. Süß ist das Licht.
Und keines fällt aus dieser Welt
Und jedes fällt, wie’s Gott gefällt.

In den kommenden Herbstwochen werden die Kinder immer einmal wieder nachschauen gehen, wie weit ihre Pflanzen denn schon sind, und sie hoffen, dass die irdischen und himmlischen Helfer ihrem Korn gewogen sind. Und tatsächlich: Der Roggen ist gut aufgegangen, er soll ja als kleines Pflänzchen in den Winter gehen.

Die Klasse beging kurz vor den Herbstferien das Erntedankfest mit selbst zubereitetem Apfelmus, für das sie die Äpfel gemeinsam mit Frau Jost gesammelt hatten.

Im nächsten Jahr wird es dann hoffentlich kleine Brote geben, gebacken aus dem dann geernteten, gedroschenen und gemahlenen Roggen…

Aber bis es so weit sein wird, gibt es noch viel zu tun!

Ulla Bunsen

Sankt Martin 2021

Nachdem im vergangenen Jahr der Laternenumzug leider ausfallen musste, freuten sich die Kinder in diesem Jahr mit Sehnsucht und voller Spannung auf Sankt Martin. Laternen wurden eifrig in der Schule gebastelt und der Geschichte von Sankt Martin gelauscht, zuhause wurden Windlichter gestaltet und Martinsgänse gebacken. Alle halfen bei den Vorbereitungen mit, wo sie konnten.

Am Donnerstag, dem 11. November, war es dann endlich so weit: Bei bestem Novemberwetter konnte die 2. Klasse gemeinsam mit der 1. Klasse ein wunderbares Sankt-Martins-Fest feiern. Nachdem der Weg durch den Schulwald am Feldrand entlang zur Apfelwiese zuvor mit Windlichtern gesäumt worden war, ging es gegen 18 Uhr los. Die fröhlichen Martinslieder waren auf dem ganzen Schulgelände, quer durch den Schulwald, deutlich zu hören.

Nach dem Laternenumzug fanden sich alle auf dem Schulhof wieder, wo das große Martinsfeuer bereits tief in die Dunkelheit leuchtete. Es wurde noch weiter gesungen, zwei große Kessel-Öfen voller Punsch standen bereit, die Martinsgänse wurden überreicht und rund um das Feuer ließ es sich gut noch ein wenig plaudern.

Als besondere Überraschung kam Sankt Martin auf seinem Ross den Weg herunter geritten und die Kinder drängten sich neugierig um das Tier.

Nach ein paar schönen und stimmungsvollen Stunden konnten alle die wunderbar freudige Stimmung dieses gelungenen Lichterfestes in Gedanken mit nach Hause nehmen.

Mathilde Strobel

Mathematik

Das mathematische Denken, für uns Menschen voll überschaubar, ist seit den Philosophenschulen Griechenlands ein Weg zur Entwicklung des Denkens. Dabei können verschiedene Stufen des Denkens unterschieden werden: Das Vorstellen, das bewegliche Denken und das ganzheitliche Denken. Diese Stufen und der Begriff des „lebendigen Denkens“ sollen Gegenstand dieses Aufsatzes sein.

Im Mathematikunterricht werden gezielt Vorstellungsübungen durchgeführt, die Vorstellungen in Bewegung gebracht und über das bewegliche Denken soll das ganzheitliche Denken in der Schülerindividualität als Evidenzerlebnis zum Bewusstsein kommen. Dies hört sich vielleicht alles zunächst etwas kompliziert an und soll daher an einem konkreten Beispiel verdeutlicht werden: Der Beweis, dass die Winkelsumme im Dreieck stets 180° oder einen „gestreckten Winkel“ ergibt.

Stellen Sie sich zunächst ein Dreieck vor. Jeder Schüler und jede Schülerin wird sich ein anderes Dreieck vorstellen, vielleicht rechtwinklig, gleichseitig, stumpfwinklig, spitzwinklig, gleichschenklig, groß oder klein und in einer anderen Farbe. In der Vorstellung haben wir ein Bild, das wie eine Fotografie, allerdings im Geiste, vor uns hingestellt erscheint. Die bildschaffende Kraft, die wir im Denken haben, erlaubt es den Kindern innerlich einen mehr oder weniger phantasiereichen „Film“ ablaufen zu sehen, während ein Märchen erzählt wird. Auch für die Mathematik ist es wichtig, diese bildschaffenden Kräfte zu pflegen und sie mit den Kindern in den Nacherzählungen zu üben. Dies ist umso wichtiger, als heute überall Bildschirme uns die Freiheit rauben, selbst kreativ und phantasie- voll eigene innere Bilder zu entwickeln. Wer sich reiche detailgetreue innere Bilder erschaffen kann, der hat die Grundlage für räumliches geometrisches Vorstellen gelegt, kann in der Eurythmie gestalterisch kreativ Formen für Gedichte oder Musikstücke entwickeln und ist in der Lage, den nächsten Tag bildhaft im Inneren vorzuplanen. Die Gesamtheit der bildschaffenden Kräfte bezeichnet die Waldorfpädagogik als den Bildekräfteleib. Hier liegt auch die Grundlage des Gedächtnisses. Eine gute Übung gegen Vergesslichkeit ist es, sich beim Ablegen eines Gegenstandes ein Bild vom abgelegten Gegenstand und dessen Umgebung zu machen. Später wird man sich leicht erinnern, wo der Gegenstand abgelegt wurde, denn es steigt das Bild aus der Erinnerung herauf. Ein möglichst bildhafter Unterricht zielt darauf ab, die bildschaffenden Kräfte zu üben und die Unterrichtsinhalte besser im Gedächtnis zu behalten.

Doch kommen wir zurück zum Beweis der Winkelsumme von 180° im Dreieck. Sehen wir uns das obenstehende Dreieck an. Die Parallele zur Grundseite c sei die Gerade g (hier durch eine Strecke angedeutet). Wir sehen, dass die Winkel α und β oben als sogenannte Stufenwinkel wieder auftauchen. Nun ist leicht zu sehen, dass die Winkelsumme α + β + γ = 180° ist. Aber ist das schon ein Beweis? Wie wir oben gesehen haben, hat doch jeder ein anderes Dreieck im Sinn gehabt und unsere bisherigen Überlegungen beziehen sich ja nur auf die oben gezeichnete Form. Wie wäre es bei einem spitzwinkligen oder gleichseitigen oder stumpfwinkligen Dreieck? Unser „Beweis“ gilt nur für dieses eine Dreieck. Um einen „Beweis“ für alle Dreiecke zu gewinnen, bewegen wir in Gedanken den oberen Punkt C in verschiedene Richtungen und beobachten, wie sich die Winkel α, β und γ verhalten. Wird C nach oben gezogen, so wird γ klein und dafür werden α und β größer. Insgesamt bleibt das Gesamtergebnis α + β + γ = 180° erhalten. Ebenso wenn sich C nach links oder rechts bewegt und auch für jede andere Richtung. Diese Übung schult das bewegliche Denken und gibt ein Gefühl dafür, dass die Winkelsumme gleich bleibt, wenn sich auch die einzelnen Winkel verändern. Wenn sich dieses Gefühl immer mehr zu einer Gewissheit verdichtet, ist der Moment erreicht, in dem sich ein Evidenzerlebnis einstellen kann, indem alle möglichen Dreiecke in einem Augenblick überschaut werden: „Das ist ja immer so!“ Dies ist das ganzheitliche Denken, das in einem Augenblick die Ganzheit aller Dreiecke gleichsam wie in einem Panorama überschaut. Das Evidenzerlebnis zeichnet sich dadurch aus, dass der ganze Mensch in seinem Denken, Fühlen und Wollen ergriffen wird. Wenn die Lösung eines Problems auf einmal deutlich vor dem inneren Auge steht, wie in einem Panorama auf einmal überschaut werden kann, dann taucht gleichzeitig das starke Gefühl der freudigen Gewissheit auf, dass das die Lösung ist und der Wille, diese Lösung aufzuschreiben und danach zu handeln, lodert ebenfalls in den Adern. Es ist das gleiche Evidenzerlebnis, welches das Kind hat, wenn es zum ersten Mal sich selbst mit „Ich“ bezeichnet und seiner selbst bewusst wird. So lebt in diesem Evidenzerlebnis der Mensch in seiner Ganzheit auf.

Die Heranführung an solch ein Evidenzerlebnis ist wesentliche Aufgabe des Mathematikunterrichtes. Hierfür ist es notwendig, dass die Schülerinnen und Schüler konzentriert in innerer Tätigkeit dem Gedankengang folgen und die innere Beweglichkeit im Denken entwickeln. Störend wirken sich hierbei elektrostatische Aufladungen aus, die das Wohlbefinden beeinträchtigen. Ein Pullover zum Beispiel, der beim Ausziehen über den Kopf knistert, da kleine Funkenentladungen stattfinden, ist elektrostatisch aufgeladen. Ebenso können Schuhe mit Gummisohlen für eine elektrostatische Aufladung verantwortlich sein, was sich zeigt, wenn man an der Türklinke einen elektrischen Schlag bekommt. Solche Aufladungen bewirken, dass die Kinder ständig, wie gezwickt an der einen oder anderen Stelle, auf ihren Stühlen hin und her rutschen und keinem Gedankengang folgen können. Die Waldorfpädagogik spricht hier vom „Lebenssinn“, der gestört ist. Dieses Sinnesorgan, der „Lebenssinn“, meldet sich nur, wenn es unserem Lebensgefühl schlecht geht; etwa bei Hunger oder Übelkeit usw. Dann können wir nicht mehr einen Gedanken in geordneter Weise an einen anderen anschließen und die ganze „Schlüssigkeit“ unseres „Beweises“ bleibt im Nebel. Hier zeigt sich auch die wahre Natur eines „Beweises“. Der Lehrer kann den Schülern nicht etwas „beweisen“, wenn diese den Gedankengang nicht im eigenen Inneren nachvollziehen und von der Vorstellung über das bewegliche Denken zum Evidenzerlebnis im ganzheitlichen Denken aufsteigen. Im subjektiven inneren Erleben offenbart sich die Gültigkeit des Gesetzes von der Winkelsumme im Dreieck durch ein solches Evidenzerlebnis. Dennoch ist das Gesetz objektiv gültig. Im inneren Bildschaffen zeigen sich die gleichen Gesetze, wie sie auch in der äußeren Natur wirksam sind. Hier wie dort sind die gleichen Ideen schaffend in Tätigkeit. So führt uns der Aufstieg vom Vorstellen über das bewegliche Denken zum ganzheitlichen Denken hin zur Erkenntnis ewiger Gesetze, die in unserem Denken und in der Natur gleichermaßen Gültigkeit besitzen.

Leiblich nehmen wir durch die Sinnesorgane die Dinge der Außenwelt in einem Augenblick wahr. Sobald ich mich abwende, sehe ich einen anderen Teil meiner Umgebung. Der vorher gesehene Teil ist verschwunden. Seelisch bleiben mir von dem vorherigen Gesichtsfeld eine Erinnerung und ein Gefühlseindruck zurück. Es hat in meiner Seele eine Dauer bekommen und meine Stimmung und meinen Erfahrungsreichtum verändert. Wenn ich aber geistig eine Gesetzmäßigkeit erkannt habe, wie zum Beispiel die der Winkelsumme im Dreieck, dann ist mir eine ewig gültige Gesetzmäßigkeit bewusst geworden. Das Streben der Menschen, ewige Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, urständet in der Ahnung, dass der eigene innerste Wesenskern ein ewiger ist. So ist der Antrieb zum Forschen immer verbunden mit dem Streben, das Ewige im eigenen Wesen zu finden. Ein alter Initiationsspruch lautet: „O, du Mensch, erkenne dich selbst!“

Dadurch, dass sich der Mensch seine Ideale selbst bilden und sich seinen eigenen Idealen entsprechend verhalten kann, ist die Freiheit des Menschen gewährleistet. Dabei zeigt sich, dass die bloße Intelligenz nicht ausreicht, um ein gedeihliches Zusammenleben aller Menschen zu ermöglichen. Wieviel Intelligenz ist aufgewendet worden, um die Atombombe zu erfinden und zu bauen? Wieviel Intelligenz steckt in einem mehrseitigen, kleingedruckten Vertrag, der am Ende dazu dient, mich zu übervorteilen? Das Denken muss sich mit dem Herzen verbinden und sich den Maßstab seiner Gültigkeit im sozialen Leben durch die Herzenswärme bestätigen lassen. Rudolf Steiner sagt: „Die Herzen müssen anfangen, Gedanken zu haben.“ Das lebendige Denken betrifft den ganzen Menschen. Der ganze Mensch wird zum Denkorgan. Joseph Boys sagte in etwas provokanter und schwer verständlicher Weise: „Ich denke mit dem Knie.“ Dies scheint zunächst vielleicht ein Unsinn zu sein, aber wenn wir uns besinnen, wie unser Denken vonstatten geht, dann kann auffallen, dass unsere Denkbewegungen häufig Ähnlichkeit mit den Bewegungen unseres Körpers haben. Wir gehen im Denken vorwärts und rückwärts, springen von einem Gedanken zum anderen oder drehen uns mit unseren Gedanken im Kreis. Wenn ich ein Dreieck denkend vorstelle, dann bewege ich mich innerlich ebenfalls in einem Dreieck. Wenn die Kinder in der Eurythmie Formen laufen, so erhalten sie eine Vorstellung davon, wie sich die Krümmung einer Kurve in der Mathematik oder die Flugbahn eines Objektes in der Physik verhalten, welche Fliehkräfte wirken und an welchen Stellen Wendepunkte der Bewegung sind. Diese Erlebnisse an äußeren Bewegungen sind für die denkerische Durchdringung mathematischer Kurvenformen unersetzlich, wenn erwartet wird, dass die Kinder die Funktionentheorie nicht abstrakt einpauken sollen, sondern dass sie diese lebensvoll im Inneren erfühlen können und sie freudig mit eigenen Erlebnissen verbinden. Nur wenn sich die Kinder innerlich mit dem Lehrstoff verbinden können, wird ein dauerhafter Lernerfolg möglich sein. Das Knie als wesent­licher Teil unseres Bewegungsapparates ist für unser Denken unerlässlich. Alles Herumtollen und Spielen in jungen Jahren liefert unverzichtbare Primärerfahrungen für spätere Jahre. Auch hier zeigt sich das Konzept des Lernens mit Kopf, Herz und Hand, welches den ganzen Menschen anspricht, als konsequente Anwendung des Menschenbildes, von dem die Waldorfpädagogik ausgeht. Unverzichtbar sind daher die vielen praktischen Fächer, die von allen Schülerinnen und Schülern durchlaufen werden, sowie die Klassenspiele und vieles mehr in ihrem Zusammenwirken durch die Schulzeit hindurch.

Um zum lebendigen Denken durchzudringen, sind weitergehende meditative Übungen notwendig, die von jedem Einzelnen privat geübt werden können, was aber nicht mehr das Schulleben betrifft. Eine sehr hilfreiche Übung gab Rudolf Steiner als sogenannte erste Nebenübung. Dabei denkt man fünf Minuten lang in ungeteilter Aufmerksamkeit an einen einfachen Gegenstand, ohne einen anderen Gedanken zuzulassen. Hierbei ist die Lebendigkeit der Gedankenwelt schon durch die Vehemenz, mit der andere Gedanken ins Bewusstsein drängen, zu bemerken. Das lebendige Denken führt als Bilderbewusstsein zur Erkenntnis des eigenen ewigen Wesenskernes und damit zur Freiheit des Menschen als einem aus Erkenntnis handelnden Wesen.

In der Schule wird durch das mathematische Denken ein Entwicklungsweg begonnen, der in unendliche Perspektiven hinein immer weiter führt. Dies steht in krassem Gegensatz zu der binären Logik unserer Computer, welche nur ja oder nein und entweder-oder kennen. Während das menschliche Denken auch das sowohl-als-auch, den Kompromiss und die Paradoxien kennt, die sich auf höherer Ebene wieder auflösen, ist der Computer in zwei unvereinbare Polaritäten {Null oder Eins} zerspalten. Der Mensch ist ein Wesen, das zwischen den Polaritäten einen gesunden dynamischen Gleichgewichtszustand anstrebt: Nicht zu warm und nicht zu kalt, zwischen Licht und Finsternis in den Farben lebend, zwischen toten erstarrten Formen (zum Beispiel leerer alter Traditionen) und der völligen Auflösung in überwucherndem chaotischen Le­ben.

Dieses mittlere Element des Abwägens unserer Entschei­dungen kann nicht dem Computer überlassen bleiben, der sich nur für das eine oder andere Extrem „entscheiden“ kann. Viele Börsenspekulationsprogramme werden von Computern in Nanosekunden abgearbeitet und Käufe und Verkäu­fe getätigt, deren „Entscheidungsgrundlage“ rein auf der Gewinn­maximierung basiert, egal wie viel Elend auf der Welt dadurch verursacht wird. Mit der binären Logik eines Compu­ters ist menschliches Denken nie zu erreichen. Die Forschung zur künstlichen Intelligenz (KI) versucht die Reaktionen eines Computers so „menschlich“ wie möglich erscheinen zu lassen, so dass ein Unterschied nicht mehr bemerkbar sein soll. Der Computer kommt solchen Simulationen durch wachsende Geschwindigkeit und fehlerfreie Berechnungen scheinbar immer näher. Aber sind wir nicht auch dadurch Menschen, dass wir Fehler machen und daraus lernen? Heißt es nicht zu recht: „Irren ist menschlich“? Daher sollten Kinder ermutigt werden, neue Dinge zu probieren, nicht an Fehlern zu verzagen, sondern aus ihnen zu lernen und an ihnen zu wachsen. Kinder sind keine kleinen Bio-Computer, sondern unendlich viel mehr. Es besteht eher die Gefahr, dass das Denken der Menschen mechanisiert wird, nur noch in Kategorien wie „entweder-oder“ denkt und den Zusammenhang mit dem Herzen mehr und mehr verliert.

Die Entwicklungsfähigkeit des Menschen ist unbegrenzt. Wir sind dazu berufen, mit Kreativität neue Schöpfungen hervorzubringen, die weit über eine „Null-oder-Eins-Logik“ hinausgehen. Die Stufen des Denkens, die in der Mathematik durch­schritten werden können, führen uns immer mehr an unser ureigenstes Wesen heran. Leiblich stößt der Mensch immer an seine Grenzen, aber geistig nie.
Torsten Friedrichs

Apfelsaftprojekt der 7. Klasse: Saff-Taff

Traditionell wird an unserer Schule in der 7. Klasse das Apfelsaftprojekt durchgeführt. Dabei erleben die Schüler alle Schritte der Produktion – vom Apfel am Baum bis hin zum fertigen Saft – hautnah mit. Sie lernen unter anderem sich als Gruppe zu organisieren, Arbeitsabläufe zu strukturieren und bei Bedarf selbstständig anzupassen. Die körperliche Arbeit und die unmittelbaren Erlebnisse in der Natur eröffnen zudem viel Raum für soziale Begegnungen innerhalb der Klasse. Vor dem Verkauf werden dann gemeinsam alle Berechnungen angestellt, um einen Preis festzulegen. Der Erlös des Verkaufes kann für die Klassenkasse (z.B. für die Achtklassfahrt im kommenden Jahr) genutzt werden.

Nachdem das Projekt coronabedingt im letzten Jahr nur im kleinen Rahmen stattfinden konnte, durfte sich die 7. Klasse in der Woche vor den Herbstferien vier Tage lang voll und ganz auf die Apfelsaftproduktion konzentrieren. Die 34 Schüler wurden dabei von Frau Wertheimer, Herrn Boomes, Herrn Wilhelm, Frau Neumann und einigen helfenden Eltern begleitet.

Eine Schülerin berichtet (Lovis Scheipers)
Montag, 04.10.21

Gleich am ersten Tag teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Während meine Gruppe im Schulgarten Äpfel pflückte, bauten die anderen die Stationen zur Saftproduktion auf. Die gesammelten Äpfel wurden in eine Art Bällebad gekippt, das uns als Lager diente. Von dort aus durchliefen sie dann die Verarbeitungsstationen: Waschen, Entkernen, Schneiden und Häckseln. So erhielten wir eine Art Apfelbrei, der anschließend in die Presse gekippt wurde. Sobald die Presse voll war, wurde sie ganz feierlich angeschmissen (siehe Bilder). Nach einer wärmenden Pause mit leckerem Kräutertee wurden die Gruppen gewechselt, sodass jeder mal an jeder Station mithelfen durfte. Wir erreichten unser Tagesziel: eine Presse (ca. 60 Liter Saft) und 1000 zusätzliche Äpfel.

Dienstag, 05.10.21
An diesem Tag durfte meine Gruppe (die Hälfte der Klasse) mit den Schulbussen auf eine Apfelwiese nach Dannenfels fahren, während die andere Gruppe zum Weiterschnippeln in der Schule blieb. Auf der Busfahrt vertrieben wir uns mit Witzen und Liedern die Zeit. Die Apfelwiese glich eher einer Plantage. Es wurde gepflückt und gepflückt und gepflückt…. volle Körbe wurden zu den Bussen getragen und ausgeleert, es wurde gegessen und getrunken und gestritten und wieder vertragen und dann doch nicht und so weiter…. Als unsere Busse voll waren, sind wir zurück nach Otterberg gefahren. Bei der Rückfahrt war es ungewöhnlich still im Bus, denn alle waren müde und es ist sogar jemand eingeschlafen. An diesem Tag schafften wir zwei Pressen Saft und sammelten 2000 zusätzliche Äpfel.

Mittwoch, 06.07.21
Heute durfte die andere Gruppe zum Sammeln wegfahren und wir blieben an der Schule. Beim Schnippeln wurde stundenlang fleißig gesungen. Seitdem weiß ich ganz genau, wie man „Simsalabimbambasaladusaladim“ ausspricht. Im warmen Gartenbauraum durften einige Glückliche Jobs wie Abfüller, Deckelzudreher, Hinreicher, Hebelaufmacher und Flaschenerwärmer übernehmen. Der Saft wurde auf 75-80°C erhitzt, dadurch haltbar gemacht und dann in Flaschen und Beutel abgefüllt.

Donnerstag, 07.07.21
Dieser Tag war der letzte Tag, weshalb er etwas Besonderes war. Am Morgen wurden gleich ein paar Freiwillige gefunden, die für die ganze Klasse Apfelkuchen und so eine Art Proteinkekse aus den Resten vom Apfelpressen backten. Alle anderen gingen wieder an ihre gewohnte Arbeit, denn das Apfellager war noch gut gefüllt und die restlichen Äpfel mussten verarbeitet werden. Wir schnippelten also extra schnell. Auch wenn nach 3 Tagen Schnippeln der Enthusiasmus natürlich zwischendurch mal nachlässt, schafften wir es, beinahe alle gesammelten Äpfel zu Saft zu verarbeiten. Unsere Mühen wurden am Ende mit warmem Apfelkuchen und Eis belohnt und natürlich mit unserem leckeren Apfelsaft, den wir anschließenden unter dem Namen Saff-Taff an die Schulgemeinschaft verkauften.

Fakten
es wurden 435 Liter Saft verkauft
Durchschnittlich aßen die Schüler pro Tag 2,5 Äpfel, tranken 2 Tassen Tee und 2 Tassen Apfelsaft

Lovis Scheipers, Jana Neumann

30 Jahre Freie Waldorfschule

Was als große Veranstaltung in der Fruchthalle geplant war und dann coronabedingt abgesagt werden musste, konnte nun in kleinem Rahmen am 25. 09. 2021 auf dem Schulhof der Freien Waldorfschule Westpfalz stattfinden: Die Feier zum 30-jährigen Bestehen der Waldorfschule in Otterberg.

Weiß dekoriert, in Anlehnung an ein „Diner en blanc“, sorgten die auf dem Schulhof angeordneten Tische für eine festliche Stimmung. Jede Familie konnte einen Tisch für das selbst mitgebrachte Picknick nutzen. Für die Lehrerschaft begrüßte Thomas Weithäuser die Gäste in einer kurzen Ansprache, abgerundet durch ein Lied mit seiner 4. Klasse.

Die Eltern, die heute mit ihren Kindern Teil der Waldorfschulgemeinschaft sind, haben die Anfänge der Schulgründung meist nicht selbst erlebt. Einen Blick auf die Anfänge zu werfen und den Bogen zur Gegenwart zu spannen, dies gelang sowohl der Bürgermeisterin von Otterberg, Martina Stein, als auch Roland Wawrzyniak, einem der Gründungseltern, bei ihren Festreden. So war es z. B. die Waldorfschule, die als erste Schule in Otterberg das Abitur anbot, – 2002 legte die Klasse, die 11 Jahre zuvor als dritte Klasse begonnen hatte, als erster Jahrgang der Schule erfolgreich diesen Abschluss ab. Viele Familien sind in den 30 Jahren wegen der Waldorfschule nach Otterberg gekommen – und aktiver Teil der Verbandsgemeinde geworden.

Mit musikalischen Beiträgen von Barock bis Jazz, ausgeführt durch Schüler, Eltern und Lehrkräften, startete das gemeinsame Picknick. 

Stimmungsvoll klang die Veranstaltung schließlich aus mit einem gemeinsamen Kanon, zu dem Wunderkerzen entzündet wurden. Voller Freude blicken wir auf 30 erlebnisreiche Jahre zurück und denken an all die  Menschen, die sich in dieser Zeit mit unserer Schule verbunden haben. Auf die nächsten 30 erfolgreichen Jahre!

Michaeli am 29.9.2021

Der 29. September ist Michaeli-Tag.

Den Legenden und Geschichten zufolge kämpft Ritter Georg, als irdischer Vertreter des Erzengels Michael, gegen den Drachen. Er besiegt als Kämpfer für das Gute mit seinem Schwert den Drachen und damit die Kräfte der Finsternis.

„Dieser Drachenkampf symbolisiert letztendlich den Kampf in uns. Michael will die Mutkräfte in uns stärken, damit wir wach werden, niederziehende Kräfte zu erkennen. Wir brauchen Mut, damit wir uns mit den Widersachermächten auseinandersetzen und sie in Ihre Schranken weisen. Mut heißt, etwas zu tun, was wir uns bisher noch nicht trauten, also Neuland zu betreten.“
(aus der Einleitung zu Michaeli von „Unser Sommer und Herbstbuch“, Christel Dhom, Verlag Freies Geistesleben)

Jedes Jahr werden die Kinder der unterschiedlichen Klassen durch Geschichten, Märchen und Gedichte auf die Michaeli-Zeit eingestimmt.

„Zu dieser Zeit sind die Tage so lang wie die Nächte
Doch die Schatten werden immer länger und größer.
Die dunkle Zeit steht bevor
Doch Erzengel Michael steht hinter uns mit seiner Lichtgestalt
und bringt Licht ins Dunkle.
Sein Schwert kann aber nur hell leuchten,
wenn wir selbiges tun, wenn wir aufrecht aus tiefstem Herzen Licht in die Welt strahlen lassen;
Und uns nicht einschüchtern und mitreißen lassen von dem
Bösen. Dazu brauchen wir Menschen Mut.
Ein großes Wort mit nur drei Buchstaben.
Also blicke beherzt in die kommenden Tage und begegne
jeder Situation kraftvoll.
Überwinde deine Angst, egal wie gefährlich das Böse sein mag.
Du wirst sehen, St. Michael ist bei Dir.
Dann wird dein Herbst ein goldener.“

J. Ruffing


Den Tag des Michaelifestes erlebten die Kinder, je nach Klasse, auf unterschiedliche Weise.

So zog die 2. Klasse zu einer Abenteuer-Wanderung in den Wald. Sie mussten Rätsel lösen, Aufgaben gemeinsam meistern und schließlich eine Mutprobe bestehen, welche die Kinder ganz unterschiedlich mit Bravour auf sich nahmen.
Diejenigen Kinder, die sich anfangs etwas schwer taten, wurden von der ganzen Klasse angefeuert und ermutigt, sodass am Ende alle glücklich und voller Stolz die Mutprobe bestanden. Im Anschluss konnte der Drache besiegt werden und es wurde gemeinsam gegessen und „Drachenblut-Trank“ getrunken.

Die 3. Klasse war mit ihrer Patenklasse auf einer langer Wanderung mit Mutproben unterwegs. Im Wald angekommen, wurde eine Slackline zwischen zwei Bäume gespannt. Die ganz mutigen unter den Kindern durften sogar mit verbundenen Augen balancieren. Bei einer gemeinsamen Mutprobe mit den Patenkindern ging das ältere Patenkind voran und führte das jüngere an einem Seil durch ein Waldstück. Natürlich beide mit verbundenen Augen. Die Kinder erlebten diese gemeinsame Erfahrung als ganz besonders aufregend und spannend und kamen stolz und beflügelt nach Hause.

Die 4. Klasse feierte Michaeli auf dem Schulhof mit Gruppen- und Geschicklichkeitsspielen wie z.B. Tauziehen. Dabei kam es nicht unbedingt auf die Stärke an, auch Geschicklichkeit und Wendigkeit waren gefragt. Die Klasse feuerte ihre Kämpfer lautstark an.

Mathilde Strobel

Waldorfabschluss 2021

Die 12. Klasse an der Waldorfschule ermöglicht neben dem Waldorfabschluss auch den Realschulabschluss. Dieses 12. Schuljahr beinhaltet aber auch große Projekte wie das gemeinsame Klassenspiel der 12. Klasse, den künstlerischen Abschluss mit Steinskulpturen und dem Eurythmieabschluss. Ebenso beschäftigt sich jede/r Schüler*in ein Jahr lang mit einem selbstgewählten Thema und präsentiert dieses beim Abschluss der Jahresarbeiten.

So bildet die 12. Klasse einen in sich runden Abschluss der Waldorfschulzeit, den auch der 12-er Jahrgang 2021 gefeiert hat. Es entstand wieder ein ausdrucksstarker Kunstkatalog sowie eine Eurythmiebroschüre.

Abitur 2021

Die Waldorfschulgemeinschaft gratuliert ihren Abiturienten

Die Waldorfschule gratuliert ihrem Abiturjahrgang 2021 zum bestandenen Abschluss. 13 Schüler beendeten die Schulzeit mit dem Abitur, 2 Schüler mit der Fachhochschulreife. Der beste Notendurchschnitt betrug 1,3.

Die 13-er bedankten sich mit ihrem Abischerz bei der gesamten Schulgemeinschaft und den Schülern in Form eines spontan organisierten Schulfestes mit zahlreichen Mitmach-Aktionen wie Yoga, Schuldisco, Kreativ-Aktionen, Beachbar, Schatzsuche und der großen Rate-Show auf dem Schulhof.

Insektenhotel im Schulgarten: Ein neues Zuhause für summende Gartenbewohner

In der 4. Klasse sind zwei Sachkunde-Epochen im Waldorflehrplan eingebettet, die die Kinder dahingehend unterstützen sollen, sich zunehmend als eigene Persönlichkeit wahrzunehmen. Die Kinder betrachten andere Personen und Gegebenheiten nach dem Rubikon, welcher um das 9. Lebensjahr stattfin­det, distanzierter und bewusster. Die Fähigkeiten der gedanklichen Trennung und Gliederung werden stärker und geben die Gelegenheit unterschiedliche Betrachtungsweisen auszuprobieren. Hier helfen die Epochen der Heimat- und Tierkunde, die Welt konkreter zu erfassen.

Unser Umweltprojekt führten wir in Anlehnung an diese beiden Epochen durch. Im Hinblick auf die turbulente Zeit, die wir momentan durchleben und die daraus entstehenden Verunsicherungen, war die Epoche so gestaltet, dass die Kinder eine Möglichkeit hatten, die Ordnung ihrer Umwelt hautnah und kreativ zu erleben. Sie konnten aktiv werden, um ihre Umwelt und die sämtlicher Lebewesen mitzugestalten.

Hier stand das Thema Umwelt im Vordergrund: Woraus setzt sich diese sich für jeden einzelnen, ob Mensch, Tier oder Pflanze, zusammen? Dahingehend erforschten wir Nahrungsketten, Lebensräume und was geschieht, wenn Bauteile daraus sich verändern. Somit gelangten wir zu ernsten Themen wie Klimawandel und dem ökologischen Fußabdruck.

Diese Epoche kam den Kindern sehr entgegen. Wir legten ein Tagebuch an, in dem wir während jedes Präsenz-Unterrichts festhielten, inwieweit sich eine Pflanze verändert hatte. Je länger die Kinder die Gelegenheit hatten diese Beobachtungen auszuführen, umso intensiver betrachteten sie ihre Studien und um so begeisterter berichteten sie von Veränderungen. Bis heute (es ist nun schon fast vier Wochen her, seitdem wir die Epoche abgeschlossen haben) kommt die Nachfrage, ob wir die Pflanzen nicht wieder beobachten können. Aus unseren sehr intensiven Klassengesprächen zu Fragen, wie: Wo befindet sich denn die Umwelt? Gehörst auch du zu der Umwelt? Wem gehört eigentlich die Welt? und vielen mehr, entstanden Räume, die die Kinder zum regen, aber tiefsinnigen gedanklichen Austausch veranlasste. Komplementiert wurden diese Gedankengänge mit anschaulichen und kreativen Aktivitäten. So besuchten wir den Zoo in Siegelbach, um auch zu beobachten, wie zum Beispiel die Lebensräume von exotischen Tieren dort gestaltet sind und was wir daraus ableiten können. Außerdem bastelte jedes Kind ein Insektenhaus für den eigenen Garten sowie eins, das als Geschenk weitergereicht wurde, mit einer Anleitung für den Beschenkten nach Möglichkeit ein weiteres zu bauen, um dieses wiederum zu verschenken. So erhofften wir uns, dass die Aktion, die mit unserem Klassenprojekt begann, wellenähnlich auswärts schwappen kann. Die Coup d’ètat war allerdings ein großes Insektenhotel. Hier unterstützte uns tatkräftig unser Hausmeister, Herr Wilhelm. Das fertige Grand Hotel der Insekten hat nun einen sonnigen Platz im Schulgarten. Von dort aus haben die bereits eingezogenen Insekten einen wunderbaren Blick über den ganzen Schulgarten. Das geschäftige Treiben um das Hotel herum deutet darauf hin, dass es von ausgezeichneten Baumeistern eingerichtet wurde.

Andrea Lord