Entsprechend der Anlage der gesamten Waldorfpädagogik gehört zu einer gesund entwickelten Persönlichkeit heutzutage auch eine Erziehung zu echter Medienkompetenz.
Dieser wollen auch wir Rechnung tragen und schließen uns dem Grundsatz an:
Medienkompetenz beginnt mit Medienabstinenz in der frühen Kindheit und Vorschulzeit, führt in der Schulzeit über das Schreiben und Lesenlernen zum ersten Umgang mit den Medien Schrift und Buch, geht über zur Aufklärung über Internetgefahren und mündet in der Oberstufe in den praktischen Umgang mit den neuen Medien Computer, Film und Internet sowie in eine Urteilsbildung zu diesen neuen Medien Film, Computer und Internet.
Zum Otterberger Medienkonzept gehört die Zusammenarbeit der Eltern, Lehrer und Schüler zu einem Gelingen der Medienerziehung ganz wesentlich dazu; ebenso eine handyfreie Schule.
Die Freie Waldorfschule Westpfalz ist handyfrei.
Das heißt, dass Handys und Smartphones auf dem gesamten Schulgelände und von allen sich dort befindlichen Personen ausgeschaltet bleiben. Eine handyfreie Schule sichert ein Lern- und Bewegungsumfeld, das, unabgelenkt, Spiel und Begegnungsräume für die Kinder und Jugendlichen eröffnet und zulässt. Nur in der realen Begegnung kann eine soziale Kompetenz gebildet und gefördert werden, die wiederum eine gesunde Grundlage für das gesamte spätere Leben und auch konkret für einen gesunden Medienumgang bildet.
Die Hauptgrundlage unseres Medienkonzeptes bildet eine kontinuierliche, zwei Mal jährlich stattfindende Begleitung durch unseren langjährigen pädagogisch-therapeutischen Medienberater.
Diese gestaltet sich folgendermaßen:
- Ein jährlich stattfindender Vortrag für Eltern und Erzieher zurMedienerziehung im Kindergartenalter, abwechselnd im Kindergarten Otterberg und Kindergarten Kaiserslautern.
- Jeweils einmal jährlich ein Elternabend in der Vorschulklasse und in den Klassen 1 – 9 /10. Dabei legen jeweils die Klassenlehrer mit ihrer Elternschaft fest, ob die Elternabende klassenübergreifend oder klassenintern abgehalten werden.
- Zweimal jährlich Konferenzarbeit mit dem Gesamtkollegium.
- Ab Kl. 6 – Kl.12 ein- bis mehrmals pro Jahr mindestens eine Doppelstunde Aufklärungsarbeit mit den Schülern in der Klasse. Die Themenbereiche umfassen je nach Altersstufe und Dringlichkeit: Fernsehshows, Handys und Smartphones, Umgang mit dem Computer und den sozialen Netzwerken, die neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen im und zum Bereich der neuen Medien.
- Eine Woche Hauptunterricht: Medienkunde in der 10. Klasse (in Koppelung mit Poetik)
- Einmal jährlich ein übergreifendes Oberstufenforum zum ThemaMedien für die Kl. 9-13. Das jeweilige konkrete Feinthema orientiert sich an den Schülerwünschen, die über die SV gesammelt werden.
- Je nach Bedarf gibt es innerhalb dieser zwei Wochen Sprechstundenzeiten für Eltern, Lehrer und Schüler der Oberstufe.
Besondere Beiträge der indirekten Medienerziehung durch die Schule |
Wie eingangs erwähnt, kann unter der indirekten Medienerziehung eigentlich der gesamte Lehrplan der Waldorfpädagogik aufgelistet werden. Dies soll nicht geschehen. Unterrichtsfächer und Unternehmungen, die für die Waldorfschule Otterberg gerade in Hinblick auf eine indirekte Medienerziehung einen ganz besonderen Stellenwert haben, sollen hier genannt werden:
Klasse 1-2:
- Das bewegte Klassenzimmer
Es fördert und garantiert in ganz besonderem Maße die physische, seelische und geistige Beweglichkeit des Kindes und legt einen ebensolchen Grundstock für das heranwachsende Kind und den Jugendlichen.
Klasse 3:
- Geigenprojekt mit der gesamten Klasse
Klasse 5:
- Naturstunde
Klasse 6/7:
- Blasorchester
Klasse 8:
- Theaterspiel mit der gesamten Klasse
- Jahresarbeit
- Klassenfahrt (Diese hat in der Regel einen stark erlebnis- und bewegungsorientierten Charakter.)
Daneben gibt es in den unteren Klassen besondere klassenspezifische Projekte, die sowohl den Bewegungsapparat als auch eine seelisch und geistig gesunde Entwicklung fördern. Zum Beispiel: eine Waldwoche in der 3. Klasse, das Apfelsaft-Projekt in der 7. Klasse, ein Klassenspiel in der 7. Klasse, eine Alpenüberquerung in der 8. Klasse, eine Wanderung längs durch Deutschland in Etappen über einen Zeitraum von 8 Jahren, von Klasse 1-8. (Stand 2016/2017)
Klasse 9:
- Ökologiepraktikum: Bildung eines Verständnisses für ökologischen Landbau und ökologische Zusammenhänge
Klasse 10:
- Feldmesspraktikum: Bildung einer gesunden Urteilsfähigkeit
- Praktische Poetikepoche: Schulung der inneren Erlebnisfähigkeit
Klasse 11:
- Sozialpraktikum: Bildung einer vertieften Sozialkompetenz
Klasse 12:
- dreiteiliger Waldorfabschluss: Jahresarbeit als individuelle Leistung Theaterspiel als Gemeinschaftsprojekt künstlerischer Abschluss (Eurythmie und Steinbildhauen)
Übergreifende Projekte wie Chor und Orchester in der Mittel- und Oberstufe: Die Musik befähigt zu vielseitigem Sinnesgebrauch und schult die Sozialfähigkeit.
Eurythmieunterricht vom Kindergarten bis Klasse 12:
- Die musikalischen Stücke werden durch reales Klavierspiel begleitet. Die Schüler erleben so den Unterschied zwischen lebendigem Klang und Konserve.
Gartenbauunterricht von Klasse 6 – 10:
- Die Schüler erleben die Dauer, die natürlichen Unsicherheiten (z.B. Wetter) und auch Grenzen bei lebendgen Wachstumsprozessen.
Handwerklich-Praktisch-Künstlerische Fächer von Klasse 6 – 12:
- Die Schüler erleben die direkten Konsequenzen beim Bearbeiten eines Werkstückes, die Schönheit eines hergestellten Kunstwerks oder Werkstücks und vielleicht sogar die Zufriedenheit, ein Produkt selbst hergestellt zu haben.
Direkte Medienerziehung durch die Schule |
Informationen über die neuen Medien:
Mit ganzen Klassen findet vor der 6. Klasse bewusst keine gezielte Aufklärungsarbeit statt. Diese erfolgt bis dahin ausschließlich nur auf Elternabenden für die Erziehungsberechtigten.
Ab der Mittelstufe und zunehmend mehr in der Oberstufe beginnt die direkte Medienerziehung. Diese erfolg in zweierlei Richtung: Zum einen erfolgen Informationen über die neuen Medien, zum anderen wird am Medium selbst Medienerziehung vorgenommen.
Ab Klasse 6 bzw. Klasse 7 finden dann regelmäßig Aufklärungsgespräche in den Klassen durch unseren Medienberater statt.
Darüber hinaus informieren auch die Klassenlehrer, die Fachlehrer und die Betreuer je nach Situation und Anlass über die neuen Medien:
Klasse 5-8:
- Kommt es z.B. in Unterrichtssituationen, Pausen oder auch in der Nachmittagsbetreuung zu informellen Gesprächen zwischen Lehrern und Schülern, nehmen Lehrer und Betreuungskräfte die Möglichkeiten wahr, den Schülern medienkritische und diesbezüglich auch verhaltenskritische Ansätze zu geben, z.B. zu den FSK, Computerspielen, Filmen, Spielsucht; aber auch zu Sinn und Zweck von medienfreien Zeiten.
Klasse 9-12:
- In der Oberstufe werden in den Betreuerstunden z.B. die Auswirkungen der WhatsApp-Gruppen auf das soziale Miteinander thematisiert, sofern es einen Anlass dazu in der Klasse gibt. Ebenso wird über das Suchtpotential der Mediennutzung gesprochen.
Ab der oberen Mittelstufe und vor allem in der Oberstufe erfolgen Informationen über die Nutzung von Medien:
Klasse 7 und 8:
- Anleitungen für die Informationsbeschaffung für Referate in Bibliotheken und in Büchern. In diesem Zusammenhang erfolgt auch eine Aufklärung über Wikipedia und YouTube.
- In einigen Unterrichten, wie z.B. Religion werden Themen wie Werbung, soziale Netzwerke oder Handystrahlung mit ihren jeweiligen Auswirkungen auf den Menschen behandelt.
Klasse 9-12:
- In vielen Unterrichtsfächern wird für Recherchearbeiten auf geeignete Internetseiten, OnlineBerichte, Fachzeitschriften und Sachbücher hingewiesen.
- In der 12. Klasse wird im Buchbinden über Sinn und Zweck der Handschrift ebenso gesprochen wie über E- Books und Speicherkarten.
- Im Physikunterricht der 11. Klasse gehört mit zu dem Unterricht eine Darstellung über elektromagnetische Wellen und Skalarwellen in ihrem Zusammenhang mit Handys.
Klasse 12/13:
- Im Deutschunterricht werden kritische Zeitungsartikel zum Internet, zu sozialen Netzwerken und zur Handy- und Smartphonenutzung analysiert.
Direkte Medienerziehung am Medium selbst und Medienprojekte |
Grundsätzlich ist die Tafel das den Lehrer unterstützende Hauptmedium in Klasse 1-13; ebenso das Epochenheft von Klasse 1-12. Hier lernen die Schüler das Strukturieren, Ordnen und Gestalten mit eigener Handschrift. Das Heft dient zudem der Ergebnissicherung.
Werden Smartboard, Beamer, Fernseher, CD-Player oder Overhead-Projektor in der Oberstufe eingesetzt, dienen sie lediglich als Projektionsfläche für Unterrichtsmaterialien.
Werden in der Oberstufe Filme gezeigt, sind diese in der Regel mit medienkritischen Anregungen versehen. Methodisch und thematisch sind dies beispielsweise die absichtliche Unterbrechung der Zuschauer-Stimmung, die bewusste Vorbereitung und Begleitung beim Schauen des Films, die Thematisierung der FSK, der Vergleich von Filmausschnitten und Buch. Literaturverfilmungen werden oft nur in Abschnitten und erst nach intensiver Textanalyse oder szenischer Erarbeitung angeschaut.
Ab der 9. Klasse findet regulärer Unterricht in den Fächern Medienkunde und Computerkunde mit folgenden Schwerpunkten statt:
Medienkunde:
- Kl. 9: Digitale Medien/Printmedien in der Werbung; Analyse von Werbeclips, Fernsehserien bzw. Formaten; Sichten und Vergleichen digitaler und analoger Presse.
- Kl. 10: Geschichte des Films; Filmelemente; Filmproduktion; Schreiben eines Storyboards und einer Drehbuchszene; Analyse eines kleinen Ausschnitts eines NS-Propagandafilms; Filmfehleranalyse; (weitere Erläuterungen unter Medienkunde-Poetikepoche).
- Kl. 11: Bewerbungsformen: Digital und Print; Erstellen von Power Point Präsentationen.
Computerkunde in Kl.10:
- Bau eines kleinen Computers, um zu erkennen, dass ein Computer ein komplexer Schalter ist, ohne Bewusstsein, der auch nicht rechnet und nicht weiß, was er macht.
- Vergleich der Computer-Logik (Boolesche Logik) mit der menschlichen Logik. Veränderung in der Gesellschaft durch den Computer; z.B. Fließbandarbeit, Computerarbeitsplätze.
In einigen Fächern gehören fest integrierte Medienprojekte zum regulären Unterricht dazu:
- Das Blasorchester der Mittelstufe hat z.B. eine CD mit selbstgespielter Musik aufgenommen und konnte daran den Unterschied zwischen Live-Musik und „Konserven“-Musik erfahren.
- Zum Englischunterricht der Oberstufe gehört ein Projekt, in dem Schüler in real nachgestellten Situationen am Telefon außerhalb der Schule den Unterschied zwischen einem Realgespräch und einem Telefongespräch erleben können.
- Die Medienkunde-Poetik-Epoche der 10.Klasse ist verbunden mit der Medienkunde der 10.Klasse. Während die Schüler in der Medienkunde durch Einblicke in die Filmgeschichte, Filmtechnik und Filmfehleranalyse vor allem die Illusionsseite des Films erfahren und an ein bewusstes Filmschauen herangeführt werden, vergleichen sie in der sich anschließenden Poetikepoche theoretisch und in praktischen Übungen Film und Gedicht. Sie lernen das lebendige Sprachbild kennen, üben sich selbst in künstlerischer Produktion und beschließen die Epoche mit der Präsentation eines selbstgeschriebenen Gedichtes. Das Anliegen dieser Koppelung ist vor allem die sinnvolle Anbindung der Medienkunde an ein Unterrichtsfach.
Freie Waldorfschule Westpfalz, 2017
Hier können Sie unser Medienkonzept als PDF herunterladen:
https://waldorf-kaiserslautern.de/wp-content/uploads/2020/07/Medienkonzept_FWS2-2.pdf