In diesem Jahr gab es zum ersten Mal zwei Marionettenspielaufführungen in der Freien Waldorfschule Westpfalz in Otterberg. Zuerst wurden Marionetten gefertigt und danach die Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ und „Die zertanzten Schuhe“ aufgeführt. Die Siebtklässler widmeten sich im Rahmen des Handarbeitsunterrichtes dieser spannenden Aufgabe.
Mit viel Freude lassen sich die Kinder in der Unterstufe beim morgendlichen Rezitieren und Singen bewegen. Ganz anders ist es in der siebten Klasse. Die Schüler sind deutlich gewachsen und sind bequemer geworden. Sie singen und rezitieren zwar immer noch gerne, aber schon etwas verhaltener. Ihre Gestik ist zurückhaltender und jegliche Gebärde wird lieber vermieden. Die Bewegungen der Heranwachsenden haben einen anderen Charakter. Trägheit tritt ein und die Erdenschwere ergreift die Jugendlichen. Nicht gerne steht man in diesem Alter auf der Bühne und zeigt sich dem Publikum. Aber eine Marionette kann stellvertretend in Erscheinung treten.
Ein Geschenk an die Kleinen sollte es werden, am besten eine Märchenvorführung. Zuerst musste eine Geschichte gefunden werden. Nachdem ein Stück ausgesucht wurde, konnten die Schülerinnen sofort ans Werk gehen. Fleißig wurde plastiziert, gewerkelt und genäht. Nachdem die Puppe gebaut wurde, begannen die Vorbereitungen für ein Marionettenspiel. Die Schüler fertigten Kulissen und Requisiten an. Auch mussten viele Aufgaben bewältigt werden, wie Beleuchtung, Musikbegleitung, Geräusche usw. Für alle gab es eine zusätzliche Aufgabe. Das Führen einer Marionette mit viel Einfühlungsvermögen war eine Herausforderung. Mit einer Hand trugen die Spieler die Puppe an den beiden Kopffäden und dem Rückenfaden, mit der anderen Hand bewegten sie die Arme der Puppe und konnte auf diese Weise die Hand- und Armbewegungen der kleinen Marionette sehr differenziert und genau führen. So nahmen die Fäden eine Verbindung zwischen Spielendem und der Marionette ein. Das Verhältnis zur kleinen Figur wuchs während der Proben und wurde immer inniger.
Kinder aus jüngeren Klassen wurden eingeladen, Lehrer und die Eltern auch. Nach jeder Aufführung gab es Lob, hochachtungsvolle Kommentare und ein zufriedenes Publikum. Für die Siebtklässler entstand ein Gefühl – es hatte sich gelohnt, miteinander hatten wir etwas Gutes gemacht und vielen Menschen Freude bereitet.
Elena Brass, Handarbeitslehrerin